Boliden gegen edle Tropfen

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HandelsbilanztrickBoliden gegen edle Tropfen

Wirtschaftspolitik auf argentinisch: Um die Handelsbilanz aufzubessern, muss der nationale Porsche-Vertreiber für jeden importierten Boliden hundert Weinflaschen exportieren.

sas
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Die argentinischen Behörden beschlagnahmten im Januar Hunderte Luxuswagen.

Die argentinischen Behörden beschlagnahmten im Januar Hunderte Luxuswagen.

Autos gegen Wein – so lautet das Verdikt der argentinischen Behörden. Sie sind enorm darauf bedacht, dass das Handelsbilanzdefizit nicht zu stark ansteigt. Argentiniens Problem: Der Wert der importierten Waren ist grösser als jener der Exporte. Längerfristig ist das ungesund und führt vereinfacht gesagt zu immer grösseren Schuldenbergen.

Um die Handelsbilanz aufzupolieren hat die argentinische Regierung zu einer ungewöhnlichen Massnahme gegriffen. Der nationale Porsche-Importeur Pulente Group muss seine Geschäftsaktivitäten erweitern und im Gegenzug für jeden Rennflitzer Made in Germany hundert Weinflaschen ausführen. Die Pulenta Group will in diesem Jahr in Argentinien rund hundert Porsches verkaufen, was einen Weinexport von 10 000 Weinflaschen voraussetzt.

Zoll beschlagnahmt Edelkarossen

Die Pulenta Group liess sich aber nicht ganz freiwillig zum Wein-Deal verpflichten. Die Zollbehörden hatten im Januar Tausende der begehrten Porsche-Sport- und Geländewagen sowie Luxusfahrzeuge anderer Hersteller beschlagnahmt. Dabei folgten die Behörden dem Grundsatz, die Autos erst dann freizugeben, wenn die Importeure verbindlich zusagten, Waren im gleichen Wert der importierten Autos auch wieder auszuführen.

Neben Porsche konnte die Import-Sperre auch VW Argentina überwinden. Der Grund: VW baut in Argentinien unter anderem das neue Pickup-Modell «Amarok» sowie Getriebe. Darum hatte der Konzern für das aktuelle Geschäftsjahr einen Exportüberschuss von umgerechnet 384 Millionen Euro zugesagt.

So leicht wie Volkswagen haben es andere Hersteller hingegen nicht. Vor allem jene Unternehmen, die nur nach Argentinien exportieren, dort aber nichts produzieren, trifft die Vorschrift hart. Noch ist nicht bekannt, was sich beispielsweise Mercedes-Benz Argentina oder die BMW Group Argentina für Gegengeschäfte einfallen lassen.

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