AusbildungBund zahlt jungen Piloten bis zu 64'500 Franken
Der Schuldenberg für angehende Piloten wird kleiner: Der Bund subventioniert sie, damit der Beruf wieder attraktiver wird.
In der Schweiz Pilot zu werden, bedeutete bisher, einen ziemlichen Berg Schulden anzuhäufen. Laut Angaben der Swiss kostet die gesamte Ausbildung rund 135'000 Franken. Zwar erhielten angehende Piloten von der Swiss ein zinsloses Darlehen zwischen 60'000 und 82'500 Franken – doch innerhalb von sechs Jahren musste es wieder zurückbezahlt werden. Vom Anfangslohn von rund 75'000 Franken mussten frischgebackene Piloten also zwischen 10'000 und 13'750 Franken pro Jahr abziehen – auf viele wirkte diese Perspektive abschreckend.
Seit dem 1. Januar 2016 sind die finanziellen Aussichten für Berufspiloten rosiger. Der Bund übernimmt neu einen grossen Teil der Ausbildungskosten. Grundlage ist die Verordnung über die Unterstützung von Ausbildungen im Bereich der Luftfahrt. Sie sieht vor, dass der Bund maximal die Hälfte der Kosten für die Pilotenschule zahlt. So erhalten angehende Piloten bis zu 64'500 Franken. Bei Abgabe einer Diplomarbeit erhalten sie – je nach Wohnort – noch einmal zusätzlich bis zu 24'000 Franken vom Kanton. Das zinslose Darlehen der Swiss reduziert sich wegen der Subvention auf 46'500 Franken.
Gegen Personalmangel in der Luft
Die Finanzspritzen soll einem Mangel an qualifiziertem Personal in der Schweizer Luftfahrt entgegenwirken. Laut Swiss gibt es zwar derzeit immer noch genügend Bewerber, die Berufspilot werden wollen. Dass ausgerechnet diese Berufsgruppe so stark subventioniert wird, hat laut Urs Holderegger, Sprecher des Bundesamts für Zivilluftfahrt (Bazl), dennoch einen guten Grund: «Man wollte das Ungleichgewicht zu anderen Berufen aufheben.» Die Motivation, Pilot zu werden, habe bei jungen Schweizern wegen der Aussicht auf die finanzielle Belastung in den vergangenen Jahren spürbar abgenommen. «Mit Blick auf die Kosten war Pilot nicht mehr der Traumjob, der er einmal war – andere Berufe erschienen den jungen Leuten im Vergleich viel attraktiver», so Holderegger zu 20 Minuten.
Neben den Berufsanwärtern profitiert auch die Swiss von der neuen finanziellen Förderung – und begrüsst sie dementsprechend: «Es ist wichtig, dass die Sicherstellung von gut ausgebildeten Fachkräften in der Aviatik analog anderer volkswirtschaftlich relevanten Ausbildungen unterstützt wird», sagt Swiss-Sprecherin Karin Müller. Mit dieser namhaften Subvention des Bundes gebe es einen neuen Anreiz für junge Leute, Pilot oder Pilotin zu werden.
Geld muss nicht zurückbezahlt werden
Im Gegensatz zum zinslosen Darlehen der Swiss müssen die Piloten die Finanzspritze des Bundes nicht zurückzahlen. Quasi als Gegenleistung müssen sie aber mindestens fünf Jahre zu mindestens 60 Prozent arbeiten. Das Geld zurückerstatten müssen sie hingegen, wenn sie die Pilotenschule abbrechen oder früher als fünf Jahre nach Abschluss zu einer ausländischen Airline wechseln.
Wie viel Geld der Bund pro Jahr für die Pilotenausbildung ausgibt, kommt auf die Zahl der Anwärter an. Um die Subventionen für dieses Jahr haben laut Bazl-Sprecher Holderegger 24 angehende Piloten angesucht. Da die Förderung neu ist und sich noch nicht herumgesprochen hat, rechnet das Bazl in den kommenden Jahren mit einer deutlich höheren Zahl von Gesuchen.