RevolutionCantonas Sturm auf die Banken
Der französische Ex-Fussballstar Eric Cantona spielt den Sozialrevolutionär. Mit einem unkonventionellen Aufruf in einem Interview hat er eine Bewegung losgetreten.
Eric Cantona ruft zur kollektiven Kontoauflösung auf. (Video: YouTube)
Als Fussballer war Eric Cantona ein «Enfant terrible», und auch im Ruhestand ist der ehemalige Manchester-United-Star immer für eine Kontroverse gut. Nun hat der vielfache Millionär sein linkes Herz entdeckt und einen Aufruf lanciert, der im Internet hohe Wellen schlägt. Anlass ist ein Interview, das Cantona Anfang Oktober der Regionalzeitung «Presse Océan» in Nantes gab, wo sich der 44-jährige Teilzeit-Schauspieler für Dreharbeiten aufhielt.
Dabei wurde Cantona zu seinem Einsatz für die vom legendären Armenpriester Abbé Pierre gegründete Stiftung befragt, die unter anderem Unterkünfte für Obdachlose bereitstellt. Niemand könne vollständig glücklich sein angesichts des allgegenwärtigen Elends, befand der Ex-Fussballer. Proteste auf der Strasse wie zuletzt gegen die Rentenreform in Frankreich führten jedoch zu nichts. «Das System wurde auf der Macht der Banken errichtet, also muss es durch die Banken zerstört werden», meinte Cantona.
Aktion am 7. Dezember
Die drei Millionen auf der Strasse sollten zur Bank gehen und ihr Geld abheben, dann kollabiere die Bank. Das sei eine echte Revolution, «ohne Waffen, Blut und dergleichen», so Cantona. Damit scheint der «Sozialrevoluzzer» einen Nerv getroffen zu haben. Das auf Video festgehaltene Interview hat sich zu einem Hit auf YouTube entwickelt. In Frankreich ist eine «spontane Bürgerbewegung» namens StopBanque entstanden, die für den 7. Dezember zu einer europaweiten Massen-Kontokündigung aufruft.
Bereits haben sich Ableger in Deutschland, England und anderen Ländern gebildet. Der französische Schauspieler und Regisseur Yann Sarfati, ein Initiant der Bewegung, erklärte gegenüber dem «Observer», man habe ursprünglich nur das Cantona-Video weiterleiten wollen und sei dann plötzlich Teil einer globalen Bürgerbewegung geworden. Von Eric Cantonas Motiven ist er überzeugt. Trotz Werbekampagnen etwa für L'Oréal habe er eine revolutionäre Seite: «Er hat ein soziales Gewissen, ich glaube, er meint es ernst.»
Auf der Gegenseite zeigt man sich wenig beeindruckt. Valérie Ohanessian von der französischen Bankenvereinigung bezeichnete den Aufruf als «dumm in jeder Beziehung» und als Einladung für Diebe und Geldwäscher. Sie bezweifelte zudem die Umsetzbarkeit: «Wenn Herr Cantona sein Geld von der Bank holen will, braucht er vermutlich ziemlich viele Koffer.»