Das Milliardengeschäft mit den Rasierklingen

Aktualisiert

45 Franken pro PackDas Milliardengeschäft mit den Rasierklingen

Gillette und Wilkinson liefern sich vor Gericht einen Patentstreit. Es geht um viel Geld. Die Klingenpreise sind laut Branchenkennern viel zu hoch.

K. Wolfensberger
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K. Wolfensberger

Rasieren ist ein Milliardengeschäft. Im Kampf um Marktanteile schenken sich die grossen Hersteller nichts. Die Schwergewichte Gillette und Wilkinson stehen deshalb derzeit in Düsseldorf vor Gericht. Sie streiten sich dort über Patente für Rasierklingen. Der Entscheid des Gerichts wird für Dienstag erwartet.

Ein Blick auf die Preise der Klingen zeigt, was auf dem Spiel steht. Knapp 45 Franken kosten beim Grossverteiler acht Stück der Gillette-Fusion-Pro-Glide mit fünf Messern. Acht Klingen Hydro 5 von Wilkinson gibt es für gut 21 Franken. Viel zu viel, wenn es nach der Stiftung für Konsumentenschutz geht. Deren Leiter Politik und Wirtschaft, André Bähler, sagt zu 20 Minuten: «Grund für diese Preise sind die Margen und hohe Marketing-Ausgaben.»

Gerade bei Gillette fliesse enorm viel Geld in die Werbung mit Stars wie Roger Federer, Tiger Woods, Thierry Henry, David Beckham oder aktuell Thomas Müller. Bähler rät daher: «Statt die teuren Gillette- oder Wilkinson-Klingen können Konsumenten die Eigenmarken der Detailhändler kaufen.» Diese seien qualitativ in Ordnung, aber deutlich günstiger.

Neue Konkurrenz aus dem Netz

Die hohen Preise haben Konkurrenz aus dem Internet auf den Plan gerufen. Zum Beispiel Thomas Gmünder. Auf seiner Website Shavemaster.ch verkauft der Luzerner günstige Klingen aus China. «Da ich auf teure Werbung verzichte und ohne Zwischenhändler arbeite, bin ich viel günstiger», so Gmünder zu 20 Minuten. Er ist überzeugt, dass bei grossen Marken nur wenige Rappen in die eigentliche Produktion fliessen.

Laut Christopher von Hallwyl vom Online-Händler Shave-lab.com ist einer der Hauptgründe für die hohen Preise bei Gillette und Wilkinson, dass es bis vor wenigen Jahren kaum Konkurrenzprodukte zu den beiden Marken gab. Er sagt zu 20 Minuten: «Konsumenten hatten gar keine andere Wahl als die vorgegebene Preise zu bezahlen. Es handelte es sich um eine Art Monopol.» Dies wiederum bedeute, dass Preis und Qualität in diesem Geschäft meist in keinem Zusammenhang stünden.

Produzenten verdienen sich «goldene Nase»

Ähnlich argumentiert Martina Waser. Die Geschäftsführerin des Online-Shops Shavejack.ch betont: «Markenproduzenten verdienen sich im Geschäft mit Rasierklingen eine goldene Nase.» Es gebe kaum Gebrauchsgegenstände des täglichen Bedarfs, die so überteuert seien. «Ein grosser Teil des Geldes, das für Rasierklingen ausgegeben wird, fliesst in teure Werbemassnahmen und in die Taschen der Hersteller – aufgrund sehr hoher Margen», so Waser.

Dabei gibt es – wie bei vielen anderen Produkten auch – noch das Problem der Hochpreisinsel Schweiz. Wie dieses umgangen werden kann, zeigt Thomas Bleiker. Sein Unternehmen Mcshave.ch vertreibt Marken-Rasierutensilien. Bleiker bezieht seine Ware aus dem Ausland und kann so tiefere Preise anbieten. Er sagte zu 20 Minuten: «Gillettes Rasierklingen sind gut, aber völlig überteuert.»

Hersteller wehren sich gegen Kritik

Die Hersteller lassen die Kritik an ihren Preisen nicht auf sich sitzen. Auf Anfrage widersprechen Wilkinson und der Gillette-Mutterkonzern Procter & Gamble den alternativen Anbietern und betonen, dass der Grund für die teuren Preise die hohen Produktionskosten seien. «Die Herstellung verlangt hochmoderne Technik. Durch intensive Forschung werden die Klingen stetig optimiert, um die beste Produktqualität zu bieten», so eine Wilkinson-Sprecherin. Die Endpreise würden ausserdem vom Detailhandel und nicht von den Produzenten festgelegt, betont Procter & Gamble.

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