Neue EisenbahnlinieDer Panamakanal erhält Konkurrenz
Kolumbien, der wichtigste US-Handelspartner in Südamerika, plant mit Chinas Hilfe eine Eisenbahnlinie von der Pazifik- zur Atlantikküste. Die USA sind nicht erfreut.

Die Eisenbahnstrecke zwischen Urubá und Cupica in Kolumbien soll künftig den Pazifischen und den Atlantischen Ozean verbinden. (Quelle: Panama Canal Authority)
Die wichtigste Seestrasse Mittelamerikas, der Panamakanal, bekommt Konkurrenz. China plant in Kolumbien eine 220 Kilometer lange Eisenbahnverbindung, die die Pazifik- mit der Atlantikküste verbindet. Den Chinesen würde diese Eisenbahnlinie den Export von Waren an die Ostküste des amerikanischen Kontinents erleichtern. «Die Idee ist ziemlich weit fortgeschritten», sagte der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos der Zeitung «Financial Times».
Obwohl die geplante Eisenbahnlinie mit 220 Kilometern fast drei Mal länger würde als der Kanal, ist der kolumbianische Präsident überzeugt: «Die chinesischen Studien zu den Transportkosten pro Tonne haben gezeigt, dass sich die Investitionskosten lohnen.» Zudem sei Asien der neue Motor der Weltwirtschaft.
Der Erfolg der Eisenbahnverbindung hängt laut Experten einerseits von den Baukosten, andererseits von der möglichen Transportgeschwindigkeit ab. Ein Schiff braucht für die Passage des mit zahlreichen Schleusen durchsetzten Panamakanals rund zehn Stunden. Der Panamakanal wird derzeit für 5,25 Milliarden US-Dollar ausgebaut, was bald auch gigantischen Frachtschiffen eine Durchfahrt ermöglicht. In drei Jahren sollen Schiffe mit bis zu 55 Metern Breite den Kanal passieren können. Was dabei gerne verschwiegen wird: Die Eisenbahnlinie würde mitten durch das kolumbianische Naturschutzgebiet Darién führen, um wirtschaftlich zu sein.
Teure Eisenbahn
Neben dem Kanal existiert auch in Panama eine Zugverbindung vom Pazifik zum Atlantik. Diese wurde bereits 60 Jahre vor dem Kanal eröffnet. Die Kosten fürs Verladen und für den Transit liegen aber höher als bei der Wasserstrasse.
Laut Branchenkennern wird das Umladen eines Schiffcontainers auf die von den Chinesen geplante Eisenbahnlinie Kosten von 800 Dollar verursachen. Hinzu kämen die Transportgebühren von 100 Dollar. Zum Vergleich: Die Gebühren für die Durchfahrt des Panamakanals belaufen sich pro Container lediglich auf 100 Dollar.
USA fürchten Verlust von Einfluss
Chinas Botschafter in Kolumbien sagte: «Kolumbien hat eine sehr wichtige strategische Position. Wir sehen das Land als Hafen zum Rest Lateinamerikas.» Pekings Partnerschaft mit Kolumbien dürfte insbesondere die Amerikaner ärgern, denn bisher war Kolumbien der wichtigste US-Partner in Südamerika. Die Administration Obama fürchtet um ihren Einfluss in der Region. Gleichzeitig steigt bei der kolumbianische Regierung der Verdruss über die US-Politik. Der Grund: Eigentlich haben die beiden Länder bereits vor vier Jahren ein Freihandelsabkommen unterschrieben. Dieses ist aber noch nicht in Kraft, da es im US-Parlament blockiert wird.
Peking hingegen hat in Kolumbien gleich mehrere ambitionierte Projekte. Dabei haben es die Chinesen auf die Kohlenvorräte des Entwicklungslandes – dem fünftgrössten Förderer der Welt – abgesehen. China plant deshalb eine fast 800 Kilometer lange und 7,6 Milliarden Dollar teure Bahnverbindung für Kohletransporte aus den Bergwerken im Landesinnern an Kolumbiens Pazifikküste. Bislang hatte der Staat den Energieträger stets über die Häfen an der Karibikküste verschifft.
Der Panamakanal als Goldgrube
Der Panamakanal ist die strategisch wichtigste Wasserstrasse von West nach Ost und erspart Schiffen den Umweg von mehreren 10 000 Kilometern ums Kap Horn. Für Panama ist der Kanal eine Goldgrube. Im Sommer 2010 durchquerte den Kanal das millionste Schiff seit seiner Eröffnung im Jahr 1914. Die Durchfahrtsgebühren richten sich nach Art und Grösse des Schiffes und betragen durchschnittlich rund 50 000 US-Dollar. Im Jahr 2005 durchquerten den Kanal 14 000 Schiffe, was dem mittelamerikanischen Kleinstaat Einnahmen von 1,3 Milliarden Dollar bescherte.