Der Traum vom Eigenheim wird zur «Fata Morgana»

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Ausser ReichweiteDer Traum vom Eigenheim wird zur «Fata Morgana»

Die jüngste Immobilien-Studie der Credit Suisse macht Mietern Mut und warnt vor verführerisch tiefen Hypothekarzinsen.

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Nach einem kleinen Taucher ziehen die Preise für Eigentumswohnungen 2017 wieder leicht an: Bauprojekt in Flims GR.
Die Leerbestände im Mietwohnungsmarkt stiegen ungebremst, der Wettbewerb um Mieter wird sich gemäss der Credit Suisse verschärfen: Häuser im Rohbau. (Symbolbild)
Ein neuer Anspruch auf Mietzinssenkung wurde im Sommer 2017 wieder Realität. Anfang März wurde der Wert, der eine Senkung ausgelöst hätte, noch um ein Hundertstelprozent verfehlt: Ein Wohnblock.
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Nach einem kleinen Taucher ziehen die Preise für Eigentumswohnungen 2017 wieder leicht an: Bauprojekt in Flims GR.

Keystone/Arno Balzarini

Die am Dienstag veröffentlichte Studie der Credit Suisse (CS) zum Immobilienmarkt sagt Wohnungsmietern bessere Zeiten, Vermietern jedoch höhere Risiken voraus. Wohneigentum werde für Normalverdienende immer mehr zur «Fata Morgana».

Der Mietwohnungsmarkt steuert laut der Studie «ungebremst in den Abschwung». Obwohl die Zahl der Leerwohnungen ansteige, werde weiter in den Schweizer Immobilienmarkt investiert, was wiederum den Bau von weiteren Mietwohnungen ankurble. «Motor dieser Entwicklung» seien die Negativzinsen. In Immobilien zu investieren, erscheine in dieser Situation attraktiv.

Neubau für Durchschnittsfamilie ausser Reichweite

Je länger dieser Run aber dauere, «desto stärker untergräbt er sein eigenes Fundament», schreiben die CS-Ökonomen weiter: Die Leerbestände im Mietwohnungsmarkt stiegen ungebremst, der Wettbewerb um Mieter werde sich entsprechend verschärfen. Dies dürfe die Mieter freuen, weil sie einfacher eine Wohnung fänden, die erst noch günstiger sei.

Anders sei die Situation für Wohneigentum. Hier sei kein Überangebot vorhanden, die Preise dürften nicht weiter ansteigen, sondern gar leicht sinken. Die tiefen Hypothekarzinsen seien für viele Kaufwillige verführerisch, sie seien jedoch «eine Fata Morgana», warnen die Studienautoren. Aufgrund des erreichten Preisniveaus und der strengeren Finanzierungsrichtlinien liege ein mittleres Neubauprojekt für einen durchschnittlichen Schweizer Haushalt ausser Reichweite.

Zwar könne man immer noch auf einfachere Wohnungen oder ältere Eigentumswohnungen ausweichen. Aber auch von diesen Objekten sei mittlerweile etwa jedes zweite für Normalverdiener unerschwinglich.

Neu: Mikrowohnung

Obwohl sie seit einigen Jahren stagniert, ist die häufigste Wohnform in der Schweiz der Einpersonen-Haushalt. Er macht heute gemäss CS-Studie 35 Prozent aller Haushalte aus. Vor allem Senioren und junge Erwachsene lebten häufig allein. Namentlich letztere wählten diese Wohnform meist bewusst und auch wenn sie einen Partner oder eine Partnerin hätten.

Eine hierzulande noch weit gehend unbekannte Form des Single-Haushalts ist laut Studie die Mikrowohnung. Hierbei handelt es sich um kleinste Wohneinheiten, technisch perfekt ausgerüstet und ergänzt mit «frei Haus»-Dienstleistungen wie Putzen, Waschen, Verpflegung und dergleichen.

Die Studienautoren bezeichnen diese neuartige Wohnform als mögliche Lösung der Platzprobleme in den grossen Zentren. Entscheidend für den Erfolg seien eine zentrale Lage und eine sehr gute Anbindung an den öffentlichen Verkehr. Die Enge des privaten Raums werde idealerweise erweitert durch Gemeinschaftsflächen wie Dachterrasse, Grillplatz, Gemeinschaftsküche.

Neue Büros in Zentren

Im weiteren geht die Studie auf das Thema Büroflächen-Markt ein. Gekennzeichnet sei die Situation durch steigende Leerbestände und sinkende Mieten, allerdings verlangsame sich der Abschwung. Gebaut werde vor allem für den Eigenbedarf, an sehr guten Lagen und vermehrt in grossen Zentren.

Insgesamt dürfte das Überangebot kaum zurückgehen. Die Leerbestände verlagerten sich bloss auf schlecht erreichbare Gegenden oder veraltete Büroflächen. Für die Vermieter dürfte sich laut Studie die Situation in den Zentren verbessern, ausserhalb setzten aber die Mieten «ihren Sinkflug fort». Und die langfristigen Perspektiven für die Nachfrage nach Büroflächen seien unsicher. (mch/sda)

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