Die Berner sind die Walliser der Schweiz

Aktualisiert

«Unrentables Wallis»Die Berner sind die Walliser der Schweiz

Reiche Kantone helfen den armen – so funktioniert der Schweizer Finanzausgleich. In diesem Jahr «erhält» jeder Walliser 1600 Franken aus dem Umverteilungstopf - hauptsächlich bezahlt von Zürchern, Zugern und Genfern. «Schweizermeister» sind aber nicht die Walliser, sondern die Berner.

Ein «Beobachter»-Kolumnist ist zum Feind eines ganzen Kantons geworden: In einer satirischen Kolumne fordert er, die Schweiz solle sich vom «unrentablen Wallis» trennen, weil wir uns den Bergkanton in Zukunft einfach nicht mehr leisten können.

Schweizerische Solidarität

In der Tat kommen die finanzschwachen den reichen Kantonen teuer zu stehen. Doch das ist die seit 1291 gelebte schweizerische Solidarität: «Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern». Das Mittel zur Umverteilung ist der sogenannte Finanzausgleich. Mit jährlichen Ausgleichszahlungen greifen die Kantone mit hohen Steuereinnahmen den Kantonen mit weniger Steuereinnahmen unter die Arme.

Zug als Krösus

Der heutige Finanzausgleich funktioniert über ein System eines Ressourcenindex, bei dem die Steuereinnahmen der Kantone verglichen werden. Der Durchschnitt aller 26 Kantone liegt bei 100 Indexpunkten. Als Krösus der Nation gilt mit 223 Punkten Zug, gefolgt von Genf mit 151 Punkten. Genau im schweizerischen Mittel befindet sich die Waadt. Am Hungertuch nagt hingegen mit rund 60 Punkten der mausarme Kanton Uri.

Ein Teufelskreis

Bergkantone wie Uri und Wallis haben aufgrund ihrer Höhenlage und der steilen Gelände besondere Lasten zu tragen. Zum Vorhinein gerät der Steuerwettbewerb damit zum ungleichen Kampf. Wenig attraktiv sind Bergkantone und der Jura auch für Grosskonzerne. Um Firmen anzulocken - die später hohe Steuerbeträge abliefern - braucht es tiefe Steuern. Doch das können Bergkantone, die viel Geld in Strassenunterhalt, Schulbusse und Winterdienst investieren müssen, meist nicht bieten: Ein Teufelskreis.

2200 Franken nach…

Effektiv am meisten «Kohle» in den Umverteilungstopf bezahlt mit über 520 Millionen Franken der Kanton Zürich. Die grösste Unterstützung erhält mit 860 Millionen Franken der Kanton Bern. Werden die Ausgleichszahlungen jedoch in Franken pro Einwohner gerechnet, ergibt sich ein ganz anderes Bild: Die grössten Pro-Kopf-Beiträge fliessen mit 2200 Franken nach Uri, gefolgt von Obwalden. Es fragt sich nun, weshalb sich der «Beobachter»-Kolumnist ausgerechnet vom Wallis trennen will.

(scc/sas)

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