Die Postfinance wird zur Bank

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Fragen & AntwortenDie Postfinance wird zur Bank

Diese Woche erhält die Postfinance die Banklizenz: Damit steigt das Institut zu einer der grössten hiesigen Banken auf, verliert aber die unbegrenzte Staatsgarantie. Antworten auf wichtige Fragen.

S. Spaeth
von
S. Spaeth
Postfinance-Chef Hansruedi Köng.

Postfinance-Chef Hansruedi Köng.

Seit Jahren haben die Postverantwortlichen darum gekämpft – am Mittwoch ist es endlich Tatsache. Die Postfinance erhält die Banklizenz. Gemessen an den verwalteten Vermögen dürfte die Postfinance hinter den Grossbanken UBS und CS sowie Raiffeisen und ZKB zur Nummer 5 der Schweizer Banken werden. Das müssen Sie über den neuen Bankriesen wissen:

Was bringt die Banklizenz der Postfinance?

Bisher war die Postfinance vor allem im Bereich Zahlungsverkehr und den dazugehörenden Dienstleistungen tätig. Mit der Bankbewilligung kann das Institut nun auch als Bank und Wertschriftenhändlerin tätig sein und das ihr anvertraute Geld einfacher investieren. Sie verwaltete Ende 2012 Kundengelder von 103,8 Milliarden. Der Gewinn stieg um 6,8 Prozent auf 631 Millionen Franken.

Welche Einschränkung gibt es?

Die Postfinance erhält aus politischen Gründen eine «Banklizenz light». Sie darf selbständig keine Hypotheken und Firmenkredite vergeben und muss weiterhin mit Partnerinstituten wie Valiant und der Münchener Hypothekenbank zusammenarbeiten. Derzeit sind über die Hälfte der Postfinance-Gelder im Ausland angelegt, zumeist in Obligationen. Rund 40 Milliarden sind ohne Rendite bei der Nationalbank parkiert.

Ist die Postfinance mit der «Banklizenz light» rundum zufrieden?

Die Postfinance-Spitze hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass sie gerne auch selbständig Hypotheken und Firmenkredite in der Schweiz vergeben hätte. Zum «Hypothekenverbot» sagte Postfinance-Chef Hansruedi Köng im Dezember gegenüber der TV-Sendung «Eco»: «Wenn ich frei wünschen dürfte, würde ich sagen: weg mit dieser Restriktion.»

Was sagen die Konkurrenten?

Hier ist man froh, dass die Postfinance selbständig keine Hypotheken und Kredite erteilen darf. Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz hatte für diesen Fall einst gedroht, Filialen in ländlichen Regionen zu schliessen. Die implizite Staatsgarantie für Postfinance auf Bundesebene und die Kantonalbanken auf kantonaler Ebene führe zu einer Wettbewerbsverzerrung, monierten die Gegner.

Welche Pflichten erwachsen der Postfinance mit der Banklizenz?

Mit der Banklizenz geht die Umwandlung der Postfinance in eine Aktiengesellschaft einher. Deshalb musste das Finanzinstitut Eigenmittel von 4 bis 5 Milliarden Franken aufbauen. Zudem gilt für Postfinance künftig die Steuerpflicht, der Gewinn dürfte damit sinken. Geschätzte 150 bis 180 Millionen Franken werden die Post AG, die Postfinance AG und Postauto Schweiz AG (seit 2005 eine AG) an den Fiskus abliefern müssen. Wie sich die Steuereinnahmen auf Bund und Kantone verteilen, ist noch nicht klar.

Was ändert sich für die Postfinance-Kunden?

Ihre Sparbatzen sind künftig weniger gut geschützt. Hatte der Staat bis anhin unbegrenzt gehaftet, sind im Konkursfall nur noch 100'000 Franken pro Kunde geschützt. Dies entspricht dem normalen Einlegerschutz in der Schweiz, wie ihn auch UBS, CS & Co. kennen. Eine Übergangsbestimmung gilt für Kassenobligationen: Hier haftet der Bund während einer fünfjährigen Frist noch unbegrenzt. Beim Einlegerschutz besser als die Postfinance stehen die meisten Kantonalbanken da. Mit Ausnahme der Waadtländer-, Berner- und der Genfer Kantonalbank kennen alle Institute die uneingeschränkte Staatsgarantie.

Wie hat die Postfinance von der Staatsgarantie bisher profitiert?

Die Postfinance zählte zu den grossen Gewinnern der Finanzkrise. Im Zug von untergehenden Banken hat der Faktor Sicherheit stark an Bedeutung gewonnen. Die Kundengelder stiegen von 49,3 Milliarden Ende 2008 auf 70.2 Milliarden Ende 2009. Ende 2012 verwaltete die Postfinance Kundengelder von 103.8 Milliarden. Das Institut zählt rund 2,9 Millionen Kunden.

Der Gelbe Riese wird zur AG

vollumfänglich in Bundesbesitz ist.

anderen ehemaligen Bundesbetrieben gleich. Die SBB sind seit 1999 eine AG, die Swisscom seit 1998. Das Post-Personal wird künftig privatwirtschaftlich angestellt sein. Aufgrund der neuen Situation wird mit den Gewerkschaften über einen Gesamtarbeitsvertrag verhandelt.

Die Umwandlung von Postfinance in eine privatrechtliche Aktiengesellschaft erfolgte per Bundesratsbeschluss. Sie wird am 26. Juni 2013 rückwirkend auf den 1. Januar 2013 vollzogen. (sas)

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