AnalyseUBS zahlt 25 Millionen Franken Begrüssungsgeld
Die UBS vergibt trotz Ja zur Abzocker-Initiative grosszügig Antrittsprämien. Die Bank überweist ihrem neusten Superstar 25 Millionen – bevor dieser erstmals im Büro war.

Hohe «Transfer-Summe» für Andrea Orcel.
Die UBS liefert der Politik neuen Zündstoff. Die Bank versprach einem letztes Jahr verpflichteten Superbanker die gigantische Summe von 25 Millionen Franken. Sie tat dies, bevor Andrea Orcel, wie der neue Ober-Investmentbanker heisst, das erste Mal in seinem neuen Büro war.
Dass Orcel mit viel Geld zur UBS gelockt wurde, war schon letztes Jahr bekannt geworden. Neu ist, dass es sich um die horrende Summe von 25 Millionen handelt. Diese geht erst aus dem am Donnerstag offen gelegten Geschäftsbericht mit dem dazu gehörenden Teil über die Vergütungen hervor.
Die UBS hält zu Orcels Entschädigung fest, dass diese vertragliche Abmachung weit vor der Zustimmung zur Minder-Initiative gemacht worden sei. Herr Orcel werde für den Verlust seiner «aufgeschobenen Vergütung» beim früheren Arbeitgeber Merrill Lynch entschädigt.
Die «Ersatzzuteilungen» für Orcel bestanden aus einer aufgeschobenen Barvergütung von 6,364 Mio. Dollar und aus 1'755'691 UBS-Aktien, die damals mit 18,5 Mio. Fr. bewertet wurden. Inzwischen ist der Wert weiter gestiegen. Der Top-Banker kann auf das Paket in Tranchen ab den Jahren 2013 zugreifen.
Aufwind für 1:12-Initiative
Die Bonus-Kritiker in Bern dürften sich auf den Fall Orcel stürzen. Der könnte zum Paradebeispiel werden für die These, dass die Minder-Initiative nicht genügt. Vielmehr brauche es klare Begrenzungen, um den Auswüchsen bei den Banken-Boni einen Riegel zu schieben, sagt die Linke.
Wegen Orcel & Co., die wie die teuersten Champions-League-Spieler aus bestehenden Verträgen losgekauft werden, könnte selbst die 1:12-Initiative der Jung-Sozialisten eine Chance haben. Während die Messis und Robbens in der Welt der Kicker jede Woche ihr Geld auf dem Platz wert sein müssen, ist bei den hochbezahlten Bankern nicht klar, was deren Einsatz bringt.
Schiffbruch der Aufseher
Um die Auswüchse in den grossen Geldhäusern zu bremsen und die Welt vor unkalkulierbaren Risiken zu schützen, haben die Regulatoren die Banken gezwungen, einen grossen Teil der jährlichen Boni für ihre obersten Chefs und wichtigsten Mitarbeiter aufzuschieben. Das Konzept der sogenannten «Deferred Compensation» setzte sich durch. Das Aufschieben von Lohn- und Bonusansprüchen soll die Eigenverantwortung der Cracks stärken.
Nun zeigt sich, dass die Behörden an den Storch glaubten. Die obersten Banker, die bis zur Krise mit plumpen Wetten ein Heidengeld verdient hatten, zeigten sich einmal mehr besonders kreativ, als es um die eigene Entlöhnung ging. Mit unbändigem Willen und grenzenloser Energie schufen sie Vehikel, die nach Leistungslohn klingen, in Tat und Wahrheit aber die eigenen Pfründen sichern.
Der Witz am Herauskaufen der Superstars aus Boni-Plänen ist, dass die Unsitte das Söldnertum befördert. Theoretisch ist es unter dem neuen Regime möglich, dass ein Topbanker alle zwei Jahre das Pferd wechselt, sprich von einer Bank zur nächsten zieht, ohne je Ansprüche zu verlieren. Das funktioniert solange, wie stets ein neuer Arbeitgeber die Verpflichtungen des alten übernimmt.
Politik erledigt den Job
Von nachhaltiger Verantwortung und echten Leistungslöhnen kann somit keine Rede mehr sein. Vielmehr hat der – gutgemeinte – Ansatz der Behörden mit den aufgeschobenen Boni Schiffbruch erlitten. Doch die Banker erzielten damit einen Pyrrhussieg. Statt der eng mit der Branche verzahnten Regulatoren erledigen nun die Politiker den Job.
Die EU ist auf den Vorschlag eines zuvor unbekannten Parlamentariers eingeschwenkt. In Zukunft sollen die Spitzenbanker und wichtigsten Händler und Spezialisten maximal gleich viel Boni erhalten, wie sie fix verdienen. Ausnahmen bis zum zweifachen Bonus bleiben erlaubt.
Damit gibt sich die grosse EU rigide Regeln. Die Amerikaner lassen weiterhin hohe Boni zu. Dass sich in Europa ein System der harten Obergrenzen zu etablieren beginnt, haben sich die Banken und ihre Exponenten selbst zuzuschreiben. In der Krise im 2008 bettelten sie beim Staat um Steuermilliarden, um sie vor dem Untergang zu retten – statt dafür zu danken und sich mit weniger zufrieden zu geben, installierten sie unverzüglich das nächste Kingsize-Bonussystem.