Shopping 2025Die Zukunft gehört dem Tante-Emma-Laden
Wie kaufen wir 2025 Lebensmittel ein? Im Internet oder auf dem Wochenmarkt? Detailhandelsexperten glauben an ein Comeback des Quartierladens – an den Tante-Emma-Shop 2.0.
Früher gab es ihn an jeder Strassenecke, in jedem Quartier und jedem Dorf: den Tante-Emma-Laden. Dann wurde er nach und nach verdrängt von den Grossen. Die Leute strömten in die Hypermärkte mit ihren riesigen Verkaufsflächen und noch grösseren Parkplätzen. Sie hiessen Hypercasino oder einst Jumbo, später Carrefour. Die Filialen des französischen Detailhandelsgiganten wurden 2007 von Coop übernommen.
Doch die Jahre der «Hypermärkte» scheinen gezählt. Sie stünden vor einem langsamen Abstieg, schreiben die Detailhandelsexperten von KPMG und dem Gottlieb Duttweiler Instituts (GDI) in ihrer Analyse «Wie wir in Zukunft Lebensmittel einkaufen». «Niemand glaubt mehr an den grossen Verbrauchermarkt», sagt Zukunftsforscher und GDI-CEO David Bosshard.
Gute Zukunftschancen räumen die Experten den kleinen Geschäften und Convenience-Shops ein. Was beim Online-Shopping erst begrenzt möglich ist, bietet Tante Emma 2.0»: Frische Produkte, sozialer Austausch und der Quartierbevölkerung angepasste Öffnungszeiten. Von vier Zukunftsszenarien erachten die Experten die Rückkehr des lokalen Ladens als das wahrscheinlichste.
Für die Rückkehr des Ladens um die Ecke spricht neben dem Einkaufserlebnis auch die demografische Entwicklung: Die immer ältere werdende Bevölkerung ist weniger mobil: Mit dem Rollator läuft man nicht weit. Anders gesagt: Ohne Auto ist der Bewegungsradius sehr eingeschränkt.
Wandel findet bereits statt
Gegen eine Weiterentwicklung der grossen Einkaufszentren sprechen auch die Online-Kanäle sowie die immer teurere Mobilität. Zudem entspreche ein Grosseinkauf einmal die Woche in Zukunft immer weniger dem Bedürfnis der Menschen. Die Leute entscheiden mehr spontan, worauf sie Lust haben, statt den Menuplan im Voraus zu planen.
«Mit dem demografischen Wandel sowie den Trends zu Convenience und Regionalität sind die kleinflächigeren Formate begünstigt», sagt Ernst Dieter Beringhaus, Handelsschef bei der Migros. Die Hinwendung zu kleineren Läden findet bereits statt: Die Miros hat 2007 das Franchise-Konzept Voi ins Leben gerufen, um Quartier- und Dorfläden zu retten. Hier betreibt der Geschäftsführer den Laden im Auftrag des Orangen Riesen, jedoch auf eigene Rechnung. In Deutschland testet der zweitgrösste Detailhändler Rewe ein to-go-Konzept mit kleinflächigen Läden an gut frequentierten Lagen.
Auch Discounter haben es schwer
Für GDI-Analyst Detlef Gürtler bieten sich in den Klein- und Kleinstformaten aber weniger Chancen für Migros und Coop: Für sie seien die Flächen zu klein und zu wenig rentabel. «Es bieten sich Möglichkeiten für Genossenschaften und Kleinunternehmer, welche die lokale Bevölkerung gut kennen.», sagt Gürtler.
Schwer haben dürften es im Jahr 2025 auch die Discounter. «Die Bedeutung des Preises wird kleiner. Beim stationären Einkaufen wird es in Zukunft mehr um Emotionalität und Gesundheit gehen», sagt Zukunftsforscher Bosshard.
Doch was wird aus den Grossmärkten mit ihren tausenden Quadratmetern Flächen sowie den XXL-Einkaufswagen? Die einzige Chance sehen die Experten in der sogenannten Eventisierung, sprich Modeschauen, Autogrammstunden oder Skater-Paradies. Dass Einkaufen allein nicht mehr reicht, haben die Shoppincenter wie Westside oder Sihlcity längst gemerkt.
Online übernimmt nicht
Beim Online-Anteil im Lebensmittel-Bereich wird der Anteil in der Schweiz und Deutschland aber auch in Zukunft moderat bleiben, heisst es in der Analyse. Ein Indiz für diese Entwicklung ist der Food-Online-Shop von Migros. Bei LeShop hat der Umsatz von 2011 auf 2012 bei 150 Millionen Franken stagniert. (sas)