Diese Detailhändler sind vom Aussterben bedroht

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Online-KonkurrenzDiese Detailhändler sind vom Aussterben bedroht

Viele Kunden shoppen lieber online als im Laden. Neu zeigt eine Art Todesliste erstmals, wer von der Online-Konkurrenz am stärksten bedroht ist.

von
Yves Hollenstein

Online-Riesen wie Amazon, eBay oder Zalando scheffeln im Netz Milliarden. Viele Schweizer Detailhändler verfügen hingegen nicht einmal über einen eigenen Online-Shop – laut einer Studie des Marketingunternehmens Artegic ist es jeder Dritte.

Doch Detailhändler, die nicht auf die Karte Online setzen, dürfte das früher oder später das Genick brechen. «Wer seine Hausaufgaben nicht macht, wird auf der Strecke bleiben», prophezeit Johannes Berentzen in der «Wirtschafts-Woche». Er ist Handelspezialist bei der deutschen Beratungsfirma Wieselhuber & Partner, die zusammen mit dem Marktforschungsinstitut Facit Research eine Todesliste erstellt hat.

Intersport sehr gefährdet

Die in der aktuellen «Handelszeitung» erwähnte Liste ist eine Rangierung jener Unternehmen, die vom Onlinehandel am meisten bedroht sind. Die Liste bezieht sich zwar auf den deutschen Markt. Doch es sind darunter auch Detailhändler zu finden, die einen grossen Teil ihres Umsatzes in der Schweiz erwirtschaften.

Auf Basis der Online-Relevanz des Sortiments und der Web-Performance des Unternehmens haben die Studien den Grad der Bedrohung bestimmt. Dies auf einer Skala von 1 für «keine Gefahr» bis 100 für «extremes Risiko».

Mit einem Bedrohungsgrad von 77,7 ist der Sportfachhändler Intersport auf Platz fünf der Liste das gefährdeste der in der Schweiz tätigen Unternehmen. Zwar habe Intersport einen eigenen Online-Auftritt, doch biete dieser nur Standardleistungen, so die Autoren der Liste.

«Keine Bedrohung»

Auf Platz sieben findet sich mit Sport 2000 ein weiterer Sportfachhändler. Direkt gefolgt vom Möbel- und Dekohändler Depot, der zum Migros-Imperium gehört. Laut den Autoren werde der Möbelverkauf über das Netz stark zunehmen. Doch bei der betroffenen Firma zeigt man sich gelassen: «Wichtig ist für uns, nicht den scheinbar geltenden Standards zu folgen, sondern die eigenen Kunden zu kennen und ihnen den entsprechenden Services zu bieten. Online ist in keinem Fall eine Bedrohung», sagt Unternehmensleiter Frank Meissner auf Anfrage von 20 Minuten.

Ein weiterer in der Schweiz bekannter Player ist Charles Vögele auf Platz 14. Dem Modehändler würden vor allem Online-Spezialisten wie Zalando das Leben schwer machen, sagt die Todesliste. Charles Vögele-Sprecherin Nicole Borel verweist jedoch auf das bereits gut ausgebaute Online-Angebot: «Der Handel im Netz ist eine wichtige Ergänzung und nicht eine Bedrohung des stationären Geschäfts.» Charles Vögele fahre einen sogenannten Multi-Channel-Ansatz. Der Kunde könne online bestellte Ware nach Hause oder auch in die Filiale liefern lassen.

Starker Anstieg des Online-Handels

Der Online-Handel ist also für die Zukunft vieler Detailhändler massgebend. Das zeigen auch neuste Zahlen der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) zeigen. Während der gesamte Detailhandel 2013 – ähnlich wie in den Vorjahren – nur um 0,3 Prozent zulegte, stieg der Umsatz mit Bestellungen, die Privatpersonen via Internet aufgaben, um 14 Prozent auf 5,35 Milliarden Franken. Die Autoren der Studie gehen davon aus, dass der Online- und Versandhandel auch künftig um acht Prozent jährlich wachsen dürfte.

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