Migros-TochterDigitec Galaxus wagt Deutschland-Abenteuer
Ab 2018 will Digitec Galaxus auch in Deutschland einen Webshop anbieten. Damit legt sich die Migros-Tochter noch direkter mit Amazon an.
Digitec Galaxus will nach Deutschland expandieren. Ab nächstem Jahr gibt es dort den Schweizer Onlineshop Galaxus ebenfalls. Das genaue Datum für den Markteintritt halte sich das Unternehmen noch offen.
Galaxus.de erhält seinen Firmensitz in Hamburg, von wo das Unternehmen geleitet werden soll, wie Digitec Galaxus mitteilt. Hauptmotivation für die Expansion nach Deutschland sind laut Florian Teuteberg, CEO und Mitgründer von Digitec Galaxus, die gemeinsame Sprache, die zehnmal so grosse Bevölkerung und die höhere Affinität zum Einkauf im Internet.
Noch direktere Konkurrenz zu Amazon
Preislich will sich Galaxus.de an den günstigsten Mitbewerbern orientieren. Das dürfte in vielen Fällen Amazon sein. In der Schweiz liegt das US-Unternehmen zwar hinter Digitec Galaxus, in Deutschland dominiert es jedoch den Onlinehandel. Man müsse sich mit Amazon und anderer internationaler Konkurrenz messen können, egal, ob in Deutschland oder der Schweiz, sagt Alex Hämmerli, Sprecher von Digitec Galaxus, auf Anfrage von 20 Minuten. Es sei nicht das Ziel, Amazon die führende Position im deutschen Markt streitig zu machen. Galaxus sei keine «Produktsuchmaschine», so Hämmerli.
Da Digitec Galaxus zu 70 Prozent der Migros gehört, drängen sich Vergleiche auf zu früheren Versuchen der Genossenschaft, ins Ausland zu expandieren. In den Neunzigern versuchte Migros etwa, in Österreich Fuss zu fassen, was scheiterte. Jüngst schlug auch der Versuch der Migros Genossenschaft Basel fehl, in Deutschland Fuss zu fassen. 2013 erfolgte der von Entlassungen begleitete Rückzug aus Lörrach, Freiburg, Ludwigsburg und Ludwigshafen.
Experten sind sich nicht einig
Der Schritt nach Deutschland wird als mutig angesehen: «Ich wünsche Digitec Galaxus Erfolg im Haifischbecken Deutschland und ein sehr grosses Marketingbudget», sagt ein Marktkenner, der nicht genannt werden will, zu 20 Minuten. Im Gegensatz dazu sieht Roland M. Stehle, Sprecher des Verbands GFU Consumer & Home Electronics, keinen massgeblichen Unterschied zwischen dem deutschen und dem Schweizer Onlinehandel. Wichtig sei es einfach, schnell und zuverlässig liefern zu können. Martin Gross-Albenhausen, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands E-Commerce und Versandhandel Deutschland, weist daraufhin, dass es neben starken Konkurrenten wie Amazon, Mediasaturn und Conrad Electronic in Deutschland auch andere Gesetze für Händler gibt. Insbesondere das 14-tägige gesetzliche Widerrufsrecht müsse von neu einsteigenden Unternehmen berücksichtigt werden.
Der Schritt könnte sich laut Digitec Galaxus auch auf die Preise in der Schweiz auswirken. Dies, weil viele Hersteller und Zwischenhändler in der Schweiz höhere Preise verlangen. Dank dem eigenen Standort in Deutschland sei das Unternehmen unabhängiger. «Günstigere Einkaufskonditionen geben wir an die Konsumenten weiter», verspricht CEO Teuteberg.
Weitere Länder im Visier
«Wenn wir in Deutschland erfolgreich sind, werden wir mit Galaxus in weitere Länder expandieren», so CEO Teuteberg. Welche Länder diesbezüglich in Frage kommen, kommuniziere das Unternehmen aber noch nicht, wie es auf Anfrage heisst.
Keine Angaben zur Logistik
Woher die Lieferungen zu deutschen Kunden kommen sollen, verrät Digitec Galaxus auf Anfrage von 20 Minuten nicht. Kürzlich schloss das Unternehmen die Erweiterung seines Zentrallagers in Wohlen ab. Es ist unklar, ob Bestellungen aus Deutschland in Zukunft über dieses Lager laufen werden. Zu deutschen Logistikpartnern äusserte sich der Sprecher des Onlinehändlers ebenfalls nicht.