HightechEasyjet wird zur Science-Fiction-Airline
Der Konkurrenzkampf zwingt auch die Billigairlines, sich laufend neu zu erfinden. Easyjet setzt nun auf modernste Technik: Drohnen, High-Tech-Brillen – und das papierlose Cockpit.
Einfach nur billig reicht nicht mehr. Die wachsende Konkurrenz zwingt inzwischen auch Billiganbieter, kreativ zu werden, um Kunden zu angeln. Erst gerade hat etwa Ryanair eine Freundlichkeitsoffensive angekündigt – zu viele Kunden hatte die Fluglinie durch die Billig-Mentalität vergrault. Ryanairs härteste Konkurrentin Easyjet setzt auf etwas anderes: modernste Technik. So soll sich die Effizienz steigern und Ausfallzeiten sowie Verspätungen verkürzt werden.
Und das mit Erfolg: Chef-Ingenieur Ian Davies setzte sich im internationalen Flightglobal-Ranking unter anderem gegen Nasa-Ingenieure als Innovateur des Jahres durch. Anlässlich einer Information vom Mittwoch in London haben der Ingenieur und sein Team nun die neusten Entwicklungen vorgestellt, die schon bald angewendet werden sollen. Und einige davon hören sich an wie aus einem Science-Fiction-Film.
Drohnen warten Jets
Eine Flotte kleiner Drohnen fliegt um das Flugzeug herum und erstellt hochauflösende Bilder der Oberfläche. So erkennen sie kleinste Unregelmässigkeiten oder Kratzer und senden die Information ans Ingenieurteam. «Checks, die normalerweise länger als einen Tag dauern würden, kann man so in ein paar Stunden erledigen», erklärt Ian Davies. In den kommenden Monaten werden die Drohnen getestet, schon nächstes Jahr könnten sie ihren Dienst antreten.
Neben den Drohnen setzt Easyjet auf die sogenannte «augmented reality». Das ist eigentlich ein Begriff, den man von Computerspielen oder aus Animationsfilmen kennt. Mit High-Tech-Brillen können Piloten und Ingenieure Livebilder an ein Kontrollzentrum senden. Auch Oberflächenanalysen oder andere Daten können über die Brillen verschickt werden. Schlussendlich plant Easyjet, dass die Daten auch andersherum gesendet werden. So sollen etwa die Drohnen den Ingenieuren ihre Analysedaten schicken. Die Mitarbeiter sehen dann durch die Brille die genauen Punkte, an denen etwas nicht stimmt. Noch in diesem Jahr will Easyjet diese Technik einführen.
Papierloses Cockpit
Ferner setzt der Billigflieger auf die sogenannten «electronic flight bags». Sie enthalten alle relevanten Informationen, die die Piloten für den Flug brauchen. Diese wiegen in Papierform bis zu 50 Kilo. Easyjet setzt nun auf Tablets von Panasonic. 20'000 Dollar könne man mit jedem Kilo weniger pro Jahr sparen, rechnet Easyjet vor. Schon andere Airlines gingen diesen Weg. Doch die Briten wollen noch mehr. Auch Ingenieure am Boden sollen Tablets nutzen. Via App können sie so etwa sehen, wenn ein Teil des Triebwerks ausgetauscht werden muss und die Information an die Zentrale schicken. Sogar die Passagierinformationen sollen langfristig auf Tablets gespeichert werden. Mit Sony arbeitet Easyjet an einer entsprechenden E-Paper-Technik. Tests sollen in den kommenden Monaten starten.
Wird es bei der Swiss bald enger?
Mehr Passagiere, mehr Geld - das ist eine einfache Rechnung. Um dem zunehmenden Kostendruck zu begegnen, plant die Swiss nun offenbar, mehr Passagiere in ihre Mittelstreckenflieger zu packen. Wie der «Tages-Anzeiger» berichtet, soll sich die Anzahl der Sitze in den Jets der Typen A320 und A321 um rund 10 Prozent erhöhen. Wie das passieren soll, ist noch unklar. Bisher passen in die Flieger je nach Grösse der Business class bis zu 168 Reisende. In einen A320 von billig-Konkurrentin Easyjet passen 180 Passagiere.
Eine Möglichkeit wären etwa, den Sitzabstand zu verringern. Doch da laut dem Bericht ein grösserer Umbau der Jets bevorsteht, kann es auch sein, dass andere Änderungen an der Kabine vorgenommen werden. Von der Swiss hiess es zu den Plänen lediglich, man werde zu einem späteren Zeitpunkt über das Projekt informieren. (laf)