Teure EdelmetalleEdelmetallpreise als Barometer der Angst
Bei den Edelmetallen purzeln die Rekorde: Gold ist so teuer wie noch nie, der Silberpreis hat sich innert Jahresfrist mehr als verdoppelt. Ist Silber das bessere Gold?

Der Preis für eine Feinunze Gold liegt auf einem Rekordhoch.
Wer Gold besitzt, reibt sich dieser Tage die Hände. Noch nie hatten Goldschmuck, Krügerrand oder der eigene Goldbarren so viel Wert wie jetzt. Die Feinunze Gold kletterte am Mittwoch (31,1 Gramm) auf 1458,80 US-Dollar.
Gold ist der grosse Profiteur von unsicheren Lagen. Immer wenn sich die Schuldenproblematik in Europa verschärft, die politischen Krisen sich zuspitzen oder die Inflationsraten in wichtigen Ländern nach oben tendieren, flüchten die Investoren in die «harte» Währung. Der Goldpreis ist demnach sozusagen ein Barometer für die Angst der Anleger.
Experten erklären den jüngsten Anstieg der Edelmetallpreis auch mit dem zuletzt schwächeren Dollar. Weil Gold und Silber in Dollar gehandelt werden, heizt eine schwache US-Währung die Nachfrage von Investoren ausserhalb des Dollar-Raums an.
Goldwürfel von 20 Meter Kantenlänge
Was Gold so teuer macht, ist auch sein seltenes Vorkommen. Bisher wurden aus Flüssen und allen Minen dieser Welt erst rund 160 000 Tonnen des Edelmetalls geschürft. Würde man dies alles einschmelzen und zu einem Würfel formen, wäre seine Kantenlänge nicht viel länger als 20 Meter. Etwa die Hälfte des Goldes ist allerdings in Schmuck verarbeitet und hängt an Ohren und Hälsen vornehmer Damen. Den Anlegern bleiben rund 40 Prozent, der Rest – rund 10 Prozent – gelangt in die Industrie, beispielsweise in den Bau von Prozessoren.
Noch stärker zugelegt als Gold hat in den letzten Monaten Silber – und das obwohl das Edelmetall 16 Mal häufiger vorkommt als Gold. Im 52-Wochen-Vergleich verteuerte sich die Feinunze Silber um 118 Prozent, Gold legte hingegen nur um 27,1 Prozent zu. Mit 39,48 Dollar pro Feinunze liegt der Silberpreis auf einem 31-Jahre-Hoch.
Silber, das Gold des kleinen Mannes
Laut Ökonomen der Commerzbank treibt den Silberpreis einerseits die Nachfrage der Industrie, andererseits würden aber auch Anleger stärker in Silber investieren. Im Gegensatz zum teuren Gold kann das verhältnismässig günstige Silber jeder normale Investor erstehen. Silber wird damit zum Gold des kleinen Mannes.
Der Buchautor und Silberexperte Thorsten Schulte hält Silber sogar für das Gold des klugen Mannes. Obwohl sich das Interesse der Anleger vor allem auf Gold konzentriert, sieht Schulte die Chancen von Silberinvestments bedeutend grösser als jene des Goldes. Ein Grund: Silber erfährt durch neue Technologien immer mehr Anwendungen, weshalb die Nachfrage und damit der Preis auch künftig stark zulegen dürften.