Tiefe HypozinsenEigene vier Wände zum Discountpreis
Die Hypozinsen auf Rekordtief machen den Erwerb eines Eigenheims so attraktiv wie nie. Doch damit steigt auch die Gefahr unvernünftiger Verschuldung.

Die Hypothekarzinsen sind so tief wie noch nie – doch Experten warnen vor Unvernunft. (Colourbox)
So etwas gab es noch nie: Festhypotheken mit einer Laufzeit von fünf Jahren werden heute von den Banken im Schnitt für 1,825 Prozent Zinsen angeboten. Damit werden die rekordtiefen Zinssätze vom Herbst 2010 klar unterboten. Vor einem Jahr war erstmals die Zwei-Prozentmarke durchbrochen worden.
Zum Vergleich: Anfang der 90er-Jahre mussten für die fünfjährigen Festhypotheken bis 10 Prozent Zins bezahlt werden, für kurzfristige Libor-Hypotheken sogar über 11 Prozent. «Die Banken haben momentan viel Geld und wissen nicht wohin damit», sagt Lorenz Heim vom VZ Vermögenszentrum. «Heute ist es für den Kunden einfach, eine Bank zu finden, die ihm problemlos eine Hypothek gibt. Auch wenn die Richtlinien nicht erfüllt werden.»
Gefahr bei steigenden Zinsen
Wer eine Immobilie im Wert von einer Million Franken kauft, sollte aber schon 200 000 bis 300 000 Franken Eigenkapital einbringen, betont Heim. Ansgar Gmür, Direktor des Hauseigentümerverbandes (HEV), ergänzt: «Bei einer Hypothek von 800 000 Franken müsste das Bruttoeinkommen bei über 174 000 Franken liegen.» Die Schweizerische Nationalbank warnt seit längerem vor einer zu lockeren Vergabe von Hypothekarkrediten.
Neue Hausbesitzer, die zu knapp kalkulieren, können plötzlich bei steigenden Zinsen ihre Hypothek nicht mehr bezahlen. Nun möchte der Bundesrat die Kreditvergabe strenger regeln: Er fordert die Banken auf, das Eigenkapital von 20 Prozent zu erhöhen. Lorenz Heim: «Die Frage stellt sich, auf welcher Basis die 20 Prozent kalkuliert werden. Nimmt man den heutigen Kaufpreis einer Immobilie oder den Durchschnittswert der letzten zwei bis drei Jahre?»