Ein Handy-Abo ist meist die falsche Wahl

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PreisvergleichEin Handy-Abo ist meist die falsche Wahl

Viele Schweizer setzen beim Smartphone auf ein Abo. Doch ein Preisvergleich zeigt: Meistens wären Prepaid-Angebote günstiger.

Kaspar Wolfensberger
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Kaspar Wolfensberger

Jeder zweite Schweizer Handynutzer surft und telefoniert privat mit einem Abo – Tendenz steigend. Die Swisscom beispielsweise verzeichnet seit der Einführung ihrer Infinity-Angebote im Juni 2012 ein anhaltend hohes Abo-Wachstum, wie Sprecher Olaf Schulze gegenüber 20 Minuten sagt. Doch rein preislich gesehen ergibt dies keinen Sinn. Laut einer Analyse des Vergleichsdiensts Comparis könnten viele Handybesitzer mit dem Wechsel zu einem Prepaid-Angebot viel Geld sparen.

Dies gilt vor allem für Nutzer, die im Monat eher wenig surfen und nicht so viel telefonieren. Bei Swisscom beispielsweise lohne sich ein Abo erst, wenn man mindestens dreieinhalb Stunden pro Monat telefoniert. Insgesamt gilt laut Ralf Beyeler, Telekom-Experte bei Comparis: «Am meisten sparen kann man, wenn man ein Billigmarken-Prepaid-Angebot nutzt.» Gemeint sind die Produkte von M-Budget, Aldi und Coop Mobile.

Prepaid-Angebote wenig bekannt

Doch wieso steigt die Zahl der Prepaid-Nutzer trotz günstiger Preise nicht? «Vielen Personen ist nicht bewusst, dass es inzwischen auch attraktive Prepaid-Angebote für die Internetnutzung gibt», so Beyeler. Sie hätten Vorbehalte, die jedoch grundlos seien. Heutzutage würden sich Leistungen von Prepaid und Abo gleichen: «Für die meisten Kunden ist Prepaid die bessere Wahl», lautet daher sein Fazit.

Nicht ganz einverstanden mit dieser Einschätzung ist Sara Stalder, Geschäftsleiterin der Stiftung für Konsumentenschutz. Tatsächlich seien viele Prepaid-Angebote für Telefonierer und Wenig-Surfer sehr günstig. «Eine Flatrate passt aber für Nutzer, die oft in WLAN-freiem Raum surfen, besser. Daher ist es wichtig, dass man sein eigenes Nutzungsverhalten sehr gut kennt, bevor sich ein Wechsel lohnt.»

Dieser Kritik stimmt Oliver Zadori von der Vergleichswebsite Dschungelkompass zu. «Die effektiven Kosten pro Monat sind bei den Abos, wo Flatrates heute der Standard sind, einfacher vorhersehbar, dafür ist man oft unflexibler», fügt er an.

«Preis ist nicht alles»

Auch die Telekom-Anbieter sehen die Analyse von Comparis kritisch. Markus Werner von Sunrise erklärt: «Welches Angebot das sinnvollste und günstigste ist, hängt ganz vom konkreten Nutzerverhalten des einzelnen Kunden ab.» Und auch Therese Wenger von Orange sagt: «Eine generelle Aussage, ob Prepaid oder Abo günstiger ist, kann unserer Meinung nach nicht gemacht werden.»

Ausserdem sei der Preis nur eines von mehreren Kriterien. «Die Nutzer möchten nicht nur beim Aboabschluss, sondern auch in regelmässigen Abständen von einem subventionierten Handy profitieren, was je nach persönlichem Nutzungsverhalten auch günstiger sein kann», erklärt Oliver Zodari von Dschungelkompass. Markus Werner von Sunrise ergänzt: «Viele Kunden empfinden das regelmässige Aufladen bei Prepaid als lästig.»

Vor Wechsel beraten lassen

Wer den Anbieter wechseln möchte, der kann sich vorher beraten lassen. Auf Anfrage betonen Sunrise, Swisscom und Orange, dass sie die Kunden gerne über ihre Angebote via Hotline oder vor Ort in den Geschäften informieren. Anbieterübergreifende Informationen zu Handytarifen gibt es in der Schweiz bei den erwähnten Vergleichsdiensten Comparis und Dschungelkompass.

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