Ein Roboter kostet Fr 4.45 pro Stunde – und Sie?

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TechnologieEin Roboter kostet Fr 4.45 pro Stunde – und Sie?

Roboter werden immer billiger, die Verbreitung nimmt zu. Das dürfte auf Kosten von Arbeitsplätzen gehen. Das sei nicht zwingend nur schlecht, sagt ein Experte.

F. Lindegger
von
F. Lindegger
Serviceroboter finden immer mehr Verbreitung. Im Bild: Der Roboter Pepper in einem Spital in Lüttich.
Der Humanoid wurde vom japanischen Unternehmen SoftBank entwickelt.
Die Zahl der Roboter dürfte in den kommenden Jahren stark zunehmen. Vor allem auch, da China offensive angekündigt hat.
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Serviceroboter finden immer mehr Verbreitung. Im Bild: Der Roboter Pepper in einem Spital in Lüttich.

AFP/John Thys

Die Preise sinken, gleichzeitig steigt die Leistung: Bei Computern erleben wir diese Entwicklung seit Jahren. Dasselbe geschieht zurzeit auch bei Robotern. Sie können für immer mehr Aufgaben eingesetzt werden, während die Anschaffungskosten für die Unternehmen sinken. So lässt sich mit Robotern immer günstiger produzieren. Heute, so haben Fondsmanager der Credit Suisse ausgerechnet, kostet die Arbeitsstunde eines durchschnittlichen Industrieroboters noch 4.50 US-Dollar, was 4.45 Franken entspricht.

Sie gehen dabei davon aus, dass die Gesamtkosten für Erwerb und Integration in die Produktion 150'000 Dollar betragen. Die Nutzungsdauer liegt bei zehn Jahren und die Maschine arbeitet 16 Stunden am Tag, während fünf Tagen pro Woche. Zwei Wochen pro Jahr steht der Roboter still und wird gewartet. Unter der Annahme, dass der Roboter gleich eingesetzt wird, wie es heute schon die grossen Autohersteller tun, betragen die Kosten gar nur 1.99 Dollar pro Stunde. In diesem Fall arbeitet der Roboter sieben Tage die Woche während 24 Stunden, und das während 48 Wochen pro Jahr.

Tausende Arbeitsplätze gefährdet

Zum Vergleich: Gemäss «Economist» verdiente 2015 ein chinesischer Fabrikarbeiter im Schnitt 27,50 Dollar pro Tag. Bei einem Zehnstundentag sind das 2.75 Dollar pro Stunde. Hardwareroboter sind dabei nur eine Seite der Robotik. Daneben gibt es Softwareroboter, die ebenfalls laufend billiger werden und immer mehr Tätigkeiten übernehmen, wie Oliver Bendel, Professor am Institut für Wirtschaftsinformatik an der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW), erklärt. Unlängst kamen etwa zwei Studien zum Schluss, dass in den nächsten fünf bis zehn Jahren in der Schweiz 30'000 bis 100'000 KV-Jobs durch die Digitalisierung und Softwareroboter gefährdet sind.

«Roboter werden uns Arbeit wegnehmen», ist auch Bendel überzeugt. Doch das sei nicht zwingend negativ: «Man muss ja nicht unbedingt acht Stunden pro Tag arbeiten.» Viele würden die besten Jahre ihres Lebens opfern – für ein Produkt, für ein Unternehmen, das sie kaum interessiere. Die Fortschritte bei der Robotik böten ihnen eine Chance, eine für sie sinnvollere Arbeit zu finden.

«Drohnen stören die Leute»

Denn Bendel erwartet, dass uns Roboter insgesamt ökonomisch nützen werden. «Produzenten dürften noch mehr Gewinne machen dank Robotern.» Von diesen Gewinnen müssten aber alle profitieren können. «Deshalb braucht es eine Diskussion über Ideen wie ein bedingungsloses Grundeinkommen oder eine Robotersteuer.»

Auch wenn Roboter künftig eine immer wichtigere Rolle einnehmen werden, lassen sie sich nicht überall einsetzen. Bendel erwartet, dass die Verbreitung nach einem ersten Hype in manchen Bereichen wieder abnimmt und sich auf jene Anwendungen beschränkt, die tatsächlich sinnvoll seien. «Drohnen in Städten etwa stören viele Leute und sind ein Sicherheitsproblem, wenn sie abstürzen.» Er sieht deshalb vor allem Einsatzmöglichkeiten in wenig besiedelten Gebieten. Zum Beispiel für die Zustellung von Paketen, die auf herkömmliche Weise ökonomisch uninteressant ist.

Herr Bendel*, was sind zurzeit die Trends in der Robotik?

Kollaborative Roboter, die ganz nah neben und mit Menschen arbeiten, boomen. Auch bei sogenannten Servicerobotern gibt es interessante Entwicklungen. Im Silicon Valley patrouilliert bereits der Roboter K5, der einer Zentrale Verdächtiges melden soll.

In welchen Bereichen hat die Robotik das grösste Potenzial?

Vor allem in geschützten Räumen: im eigenen Haus, in der Fabrik, auf einem Betriebsgelände. In der freien Welt, wo unzählige unerwartete Hindernisse und Einflüsse lauern, sind die Einsatzmöglichkeiten dagegen beschränkt.

Wo sehen Sie die Grenzen der Robotik?

Roboter werden auch in 50 Jahren kein Bewusstsein haben, keine Empfindungs- und Leidensfähigkeit. Ich sehe keine Möglichkeit, das über Nullen und Einsen zu generieren.

*Oliver Bendel ist Professor am Institut für Wirtschaftsinformatik an der FHNW

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