Hufschmied-LehreEin abgehackter Pferdefuss gehört zum Job
Felix Graf lernt Hufschmied – eine Lehre, die in der Schweiz sonst fast niemand macht. 20 Minuten hat ihn beim Hofbesuch begleitet.
Felix muss nicht nur Hufe beschlagen, sondern auch Eisen schmieden können. (Video: 20 Minuten/rkn)
In einer Schmiede in Bütschwil heizt der 20-jährige Felix Graf morgens um 7 Uhr den Ofen an. Felix ist im vierten und letzten Jahr seiner Lehre als Hufschmied beim Toggenburger Betrieb Hasler Hufschmied. Beim Besuch von 20 Minuten demonstriert er einen seiner Lieblingsaspekte der Lehre, das eigentliche Schmieden.
Dabei geht es ganz schön laut zu und her. Zudem raucht und zischt es gewaltig. Im Video sehen Sie den ganzen Prozess.
Schmieden fürs Alteisen
Wirklich benötigt werden Felix' selbst geschmiedete Hufeisen jedoch nicht: «Was ich selbst mache, kommt am Schluss ins Alteisen», erklärt Felix. Für das Beschlagen der Pferde werden Fabrik-Eisen bestellt. «An der Lehrabschlussprüfung muss man aber trotzdem schmieden können.»
Dass Felix fürs Alteisen schmiedet, stört ihn aber kaum. Es sei eine gute Übung und das Eisen werde schliesslich wiederverwertet, erklärt er.
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Viel unterwegs
Nachdem Felix in der Werkstatt sein Können gezeigt hat, fährt er zum Rest seines Teams auf einen Hof in Wattwil. Für einen Hufschmied sei es wichtig, Tiere gern zu haben. Auch zimperlich darf man nicht sein: «Für den Job muss man gern draussen arbeiten und auch bereit sein, mal dreckig oder nass zu werden», sagt der Hufschmied-Lehrling.
In Zweier-Teams werden auf dem Vorplatz gleichzeitig zwei Tiere beschlagen. Felix arbeitet mit dem Chef der Schmiede, während seine Kollegin aus dem zweiten Lehrjahr mit dem Werkstattleiter einem zweiten Pferd die Eisen ersetzt. Wenn sich eines der Tiere mal sträubt oder wenn es nervös wird, braucht es eine dritte Person, die es etwas beruhigt.
Üben an Pferdefuss aus der Metzg
Die Lernenden selbst kommen aber eher selten zum Nageln, weil es bei den erfahrenen Hufschmieden nicht nur schneller geht, sondern auch sicherer ist. Lehrlinge nageln höchstens mal bei einem weniger teuren Pferd, wo es nicht so schlimm wäre, wenn etwas schiefgehen würde.
Felix übt stattdessen in der Werkstatt. Fürs Training gibt es eine Vorrichtung, in die ein Pferdefuss aus der Metzg eingespannt wird. Das sei nicht der schönste Anblick, aber man gewöhne sich daran, so Felix. Und ein künstlicher Pferdefuss eigne sich fürs Training weniger gut als ein echter.
Beim Beschlagen auf dem Hof haben die Schmiede stets einen Lieferwagen mit Hufeisen aller Grössen und der nötigen Ausrüstung dabei. Zudem befindet sich ein gasbetriebener mobiler Ofen im Laderaum: Dort erhitzen die Handwerker die Hufeisen vor Ort und passen sie so optimal an die Hufe der Tiere an.
Hufschmied per Zufall
Für seine Lehre entschied sich Felix per Zufall. Nachdem ihm die Ausbildung als Zimmermann nicht zugesagt hatte, ging er bei seinem jetzigen Lehrbetrieb schnuppern, weil da gerade eine Lehrstelle frei war: «Da hat es mich gepackt.»
Etwa 18 Menschen beginnen laut Felix hierzulande pro Jahr eine Lehre als Hufschmied. In allen vier Lehrjahren sind es schweizweit zurzeit 58 Lehrlinge, sagt Christian Krieg vom Fachverband der Hufschmiede Farriertec Suisse zu 20 Minuten. Insgesamt gebe es in der Schweiz schätzungsweise 300 Hufschmiede.
Da die Berufsgruppe sehr klein ist, kenne man sich in der Schweiz gegenseitig, sagt Felix. Darum sei es recht einfach, über Beziehungen nach der Lehre eine Stelle in einem Betrieb zu finden, der nicht voll ausgelastet ist.
Der Lohn eines Hufschmieds
Felix hat während seiner Ausbildung folgende Löhne erhalten:
1. Lehrjahr: 800 Franken
2. Lehrjahr: 1000 Franken
3. Lehrjahr: 1200 Franken
4. Lehrjahr: 1400 Franken
Der Einstiegslohn nach der Lehre beträgt laut der Paritätischen Landeskommission im Metallgewerbe 4100 Franken pro Monat.
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