Einkaufs-Tourismus bedrängt LeShop

Aktualisiert

UmsatzrückgangEinkaufs-Tourismus bedrängt LeShop

Der starke Franken macht der Migros-Onlinetochter LeShop zu schaffen. Statt im Internet Lebensmittel zu kaufen, fahren viele Konsumenten lieber über die Grenze.

Für 243 Franken wurde im vergangenen Halbjahr bei LeShop durchschnittlich eingekauft.

Für 243 Franken wurde im vergangenen Halbjahr bei LeShop durchschnittlich eingekauft.

Die Umsätze von LeShop lagen von Januar bis Juni mit 77 Mio. Fr. 4 Prozent tiefer als im Vorjahr, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Und bereits im vergangenen Herbst war der Umsatz von LeShop nicht mehr gewachsen.

Den Grund dafür sieht Geschäftsführer Christian Wanner vor allem beim starken Franken. Durch den Wechselkurs wird Einkaufen im Euroraum für Schweizer Konsumenten günstiger. Und auf den Lebensmittelhandel im Internet wirkt sich das ganz besonders aus. «Die Warenkörbe sind beim Einkauf im Internet besonders gross und daher sensibel gegenüber Grosseinkäufen im Ausland», sagt Wanner.

Für 243 Franken wurde im vergangenen Halbjahr bei LeShop durchschnittlich eingekauft. An der Ladentheke geben Konsumenten statistisch pro Lebensmitteleinkauf dagegen nur gerade 35 Franken aus.

Markt noch nicht ausgeschöpft

Gemäss Wanner wird sich der Online-Lebensmittelhandel mit Besserung der Wirtschaftslage weiter entwickeln. Bis zum ersten Semester 2011 sei LeShop schliesslich kontinuierlich gewachsen.

Und die Zeichen der vergangenen Quartale prophezeien wieder steigende Zahlen: Lagen die Umsätze im vierten Quartal des letzten Jahres noch um 11 Prozent hinter jenen im vergleichbaren Vorjahreszeitraum zurück, waren es im ersten Quartal nur noch 7 Prozent und im vergangenen Quartal nur noch 1 Prozent weniger.

Alleine im Juni hätten Konsumenten bei LeShop wertmässig fünf Prozent mehr Waren eingekauft als ein Jahr davor. «Der Markt ist noch nicht ausgeschöpft», ist Wanner überzeugt und verweist auf die Marktanteile in anderen Ländern. «In Grossbritannien wurde bei den Lebensmitteln gerade die 5-Prozent-Online-Schwelle überschritten», sagt er.

In der Schweiz wären 5 Prozent des Lebensmittelmarktes 1,8 Mrd. Franken, die sich also LeShop und Coop-at-home, das Portal des zweiten Detailhandelsriesen, teilen würden. Coop gibt keine Umsatzzahlen seiner Onlineverkäufe bekannt, verweist auf Anfrage aber auf ein Wachstum im zweistelliges Prozentbereich im vergangenen Halbjahr.

Gewohnheiten spielen Rolle

Gemäss des Detailhandelsexperten Thomas Hochreutener wird der Online-Einkauf bei Lebensmitteln aber nie an den E-Commerce mit anderen Waren herankommen. «Je nach Markt entwickeln sich die Anteile unterschiedlich, von 1 bis zu 20 Prozent. Bei den Lebensmitteln wird der Online-Verkauf eher eine Nische bleiben», sagt der Spezialist vom GfK Forschungsinstitut.

«Gewohnheiten spielen eine Rolle», begründet er. «Im Lebensmittelbereich will man die Produkte anschauen, anders als etwa bei DVDs, Büchern oder Musik-Downloads.»

So absurd wie Wasser holen

Wanner hingegen geht langfristig von Verhaltensänderungen aus. «Es ist eine Frage der Generationen», sagt er. LeShop setzt darum auf den Mobile-Trend und entwickelt iPad-Applikationen. Eine Kundenumfrage vom Mai zeige, dass mehr als ein Drittel der Kunden bereits ein iPad besitzen, von den restlichen 64 Prozent gab jeder dritte an, sich eines kaufen zu wollen.

Ein iPad-Supermarkt ist darum das nächste Projekt, ganz im Sinne des Trends. «Für Kinder, die im digitalen Zeitalter aufwachsen, wird kiloweise Lebensmittel schleppen etwa so absurd sein wie für uns heute Wasserholen am Brunnen», sagt der LeShop-Chef.

(sda)

Deine Meinung zählt