100 Stellen wegElmex-Hersteller schliesst Schweizer Werk
Die Schweizer «Nationalzahnpasta» Elmex wird künftig in Polen hergestellt. Die Firma Gaba hat beschlossen, ihr Werk in Therwil zu schliessen. 98 Personen dürften ihren Job verlieren.

Elmex, eine Schweizer Traditionsmarke, wird bald nicht mehr in unserem Land produziert.
Eine weitere schlechte Nachricht für den Produktionsstandort Schweiz. Die Gaba International AG, Herstellerin und Erfinderin der Zahnpflegemittel Elmex und Meridol, plant ihr Werk in Therwil (BL) dichtzumachen. Die Schliessung soll nach einer Übergangszeit von rund zwei Jahren erfolgen und 98 Mitarbeiter betreffen.
Die Schweizer «Nationalzahnpasta» Elmex hatte Gaba vor rund 50 Jahren gemeinsam mit dem zahnärztlichen Institut der Universität Zürich entwickelt. Gaba ist eine Abkürzung für die 1638 gegründete «Goldene Apotheke Basel» und einer der ältesten noch bestehenden Firmennamen der Schweiz.
«Elmex und Meridol wird es weiterhin geben - an der Verfügbarkeit ändert sich nichts», so Gaba-Sprecherin Bärbel Kiene zu 20 Minuten Online. Derzeit werden Elmex & Co. auch in einem Werk im rund 20 Kilometer vom Gaba Hauptsitz entfernten Lörrach hergestellt. Doch auch diese Produktionsstätte soll innerhalb eines Jahres geschlossen und die ganze Fertigung nach Swidnica in Polen verlegt werden. Von der Schliessung in Lörrach dürften 142 Personen betroffen sein.
Massenentlassung in Therwil
Laut Kiene arbeiten am Standort Therwil derzeit rund 250 Mitarbeiter. Der Abbau von 100 Stellen dürfte also rund 40 Prozent der Mitarbeiter betreffen. Werden über 10 Prozent der Belegschaft auf die Strasse gestellt, spricht man in der Schweiz von einer Massenentlassung.
Die Absicht, die Produktion in Therwil einzustellen, lasse sich nicht auf fehlendes Engagement der Therwiler Belegschaft zurückführen, so Gaba in einer Mitteilung. Die Firma erhofft sich durch die Zusammenlegung von Produktionsstätten Synergien und Effizienzsteigerungen. Dies sei nötig, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten.
Die Schliessung des Werks in Therwil ist Bestandteil eines globalen Wachstums- und Effizienz-Programms, welches die Colgate-Palmolive Company Ende Oktober angekündigt hat. 2004 wurde Gaba zu einem Preis von einer Milliarde Franken durch die US-Firma übernommen.
Legendäre Gaba-Tabletten
Das Unternehmen hat den Konsultationsprozess in Therwil eingeleitet, um Anregungen der Belegschaft bezüglich der vorgesehenen Schliessung einzuholen. Der Hauptsitz von Gaba sowie die Abteilungen für Forschung und Entwicklung werden weiterhin im Baselbiet bleiben.
Zur Traditionsmarke Gaba gehörten auch die Mitte des 19. Jahrhunderts vom Basler Emanuel Wybert entwickelten Wybert-Pastillen, deren Rezept der Arzt von einer USA-Studienreise mitgebracht hatte. Aufgrund der guten Resonanz wurden die Husten-Pastillen später industriell hergestellt und auf den Namen Gaba-Tabletten umbenannt. 1999 verschwanden die Gaba-Tabletten aus dem Sortiment, als die Marke Wybert-Pastillen an eine Firma aus Indonesien verkauft wurde. Der Grund: Sie passte nicht mehr zu den Kernprodukten des Unternehmens, das sich auf Zahn- und Mundpflegeprodukte spezialisiert hatte.
Regierung bedauert Schliessung
Regierungsrat Peter Zwick, Vorsteher der Volkswirtschaftsdirektion Basel-Landschaft, nimmt die Schliessung des Gaba-Produktionsstandorts Therwil mit grossem Bedauern zur Kenntnis. Die Unternehmung informierte die kantonalen Behörden am Montag per Fax über ihren Rechtsanwalt. Die Volkswirtschaftsdirektion hat Gaba die Unterstützung des kantonalen Amts für Industrie, Gewerbe und Arbeit (KIGA) im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten angeboten. Die Gewerkschaft Unia verurteilte den Stellenabbau in einer Mitteilung «vehement». Eine wirtschaftliche Notwendigkeit gebe es nicht. Der Kahlschlag sei vielmehr die Folge einer «extremen Gewinnoptimierungsstrategie».(sas)