RekordEuro erstmals günstiger als 1.20 Franken
Der Franken ist so stark wie nie zuvor. Am Donnerstagmorgen kostete ein Euro noch 1,1996 Franken. Der Nationalbank ist die Frankenstärke ein Dorn im Auge – doch sie ist machtlos.

Der Euro ist erstmals unter die Marke von 1.20 Franken gefallen.
Die Nationalbank fürchtet den starken Franken – und just am Tag ihrer Zinsentscheidung hat die Schweizer Währung ein neues Rekordhoch erreicht. Um 7.30 Uhr notierte die Schweizer Währung mit exakt 1,1996 Franken pro Euro auf einem historischen Höchststand. Mit dem Knacken der Marke von 1.20 Franken könnte es zu einem weiteren Kursrutsch kommen, da viele Optionsgeschäfte auf dieser psychologisch wichtigen Limite beruhen.
Auf die Ankündigung der Nationalbank, vorläufig nichts an der Geldpolitik zu ändern und den massgeblichen Dreimonats-Libor unverändert auf 0,25 Prozent zu belassen, reagierte der Franken kaum. Nach dem Entscheid kostete ein Euro 1.2028 Franken. Wenige Minuten vor dem Entscheid lag der Kurs bei 1,2030 Franken.
Aussagen zur Währungspolitik machte die Nationalbank nicht. Klar ist: Die Notenbanker dürften an der Entwicklung des Frankens keine Freude haben, denn der starke Franken bremst die Konjunktur: Exporteure verlieren an Marge und für die Touristen dürfte die Schweiz allmählich zu teuer werden. Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) rechnet jedenfalls damit, dass sich das Wachstum im kommenden Jahr auf 1,5 Prozent abschwächt. Ursprünglich ging man von fast 2 Prozent aus.
Machtlose Nationalbank
Gegen den starken Franken kann die SNB fast nichts unternehmen. Als die Notenbanker im Frühjahr 2010 versucht hatten, die Frankenstärke zu bekämpfen, verpufften die Interventionen fast nutzlos. Sie brachten SNB-Chef Hildebrand massive Kritik ein. Zudem ist die Frankenstärke vor allem eine Euroschwäche. Angesichts der unsicheren Lage flüchten die Anleger in den sicheren Hafen der Schweizer Währung. Bis die Eurokrise vorbei ist, dürfte der Franken stark bleiben.
Für den neusten Schwächeanfall des Euro sorgte laut Händlern vor allem die Aussagen des holländischen EZB-Ratsmitglied Nout Wellink. Er forderte laut der niederländischen Presse, den europäischen Rettungsschirm angesichts der desolaten Finanzlage Griechenlands von 750 Milliarden auf 1,5 Billionen Euro aufzustocken. (sas/sda)