Fahrerlose Autos erobern in 10 Jahren die Schweiz

Aktualisiert

Mobile RevolutionFahrerlose Autos erobern in 10 Jahren die Schweiz

Die mobile Revolution naht, so eine Studie. Und wer sich nicht anpasst, hat verloren. Selbstfahrende und vernetzte Wagen werden die Branche für immer verändern.

von
C. Landolt
L. Frommberg

Es klingt ein bisschen, als hätte Adam Jonas eine Existenzkrise. Er nennt seinen neusten Bericht «Death of an Auto Analyst», Tod eines Auto-Analysten. Seine Position bei der Bank Morgan Stanley: Chefanalyst für die Automobilbranche. «Unser Team ist zu dem Schluss gekommen, dass unsere Branche aussterben wird, wenn wir weiter traditionelle Denkweisen verfolgen», schreibt er. Der Grund: Wir stehen vor einer mobilen Revolution. Und die steht nicht erst in 20, 30 Jahren an, sondern kommt schneller, als wir denken. Der Grund: Führerlose und vernetzte Autos dürften schon bald die Strassen der Welt erobern.« Im Internet der Dinge ist das Auto König», schreibt Jonas. Das müssten die Hersteller, aber auch er und sein Team realisieren und sich anpassen. Das Motto laute: «Mach mit oder stirb.»

Ein genaues Datum nennt der Morgan-Stanley-Analyst nicht. Lars Thomsen ist da schon präziser. Der Zukunftsforscher lebt seit 6 Jahren in der Schweiz und ist überzeugt, dass im Jahr 2024 der Autopilot in den Autos angekommen sein wird. «Dann wird es normal sein, dass wir in einem selbststeuernden Auto fahren und dabei mit Freunden chatten, mit unseren Kindern spielen oder ein Buch lesen», sagt Thomsen zu 20 Minuten.

Er geht davon aus, dass Google 2017 einen neuen Prototyp eines solchen «pods», wie sie genannt werden, vorstellen wird. Zuerst werden diese Autos die Strassen der Metropolen erobern - später auch Zürich, Genf oder Bern. Vier Argumente sprechen laut Thomsen dafür:

Die Unfallgefahr

«Eigentlich ist es erstaunlich, dass wir Autos von Menschen fahren lassen», sagt Thomsen. Hauptursache bei Strassen-Unfällen ist nämlich menschliches Versagen. Die Statistik hat er auf seiner Seite. In der Schweiz starb 2013 alle 33 Stunden ein Mensch auf den Strassen. In Amerika sind es 30'000 Opfer pro Jahr. Auch versicherungstechnisch ist das Ausradieren der grössten Schwachstelle im Individualverkehr also interessant.

Die Kosten

Es komme der Punkt, «an dem das Elektroauto billiger als der Benziner wird», so Thomsen. «Eine Elektroautobatterie wird jeden Monat ein Prozent billiger.» E-Autos wie Tesla sind zwar teuer in der Anschaffung, aber insgesamt wirtschaftlicher. Auch der Streitpunkt Batterie sei kein Thema mehr: «Einen Tesla-Akku kann man an Schnellladestationen binnen 30 Minuten zu 80 Prozent kostenlos aufladen», sagt Thomsen. Bis Ende 2015 soll laut Tesa-Sprecherin auch die Schweiz ausreichend mit Schnellladestationen versorgt sein.

Die verlorene Zeit

Staus sind eine massive Produktionsbremse in modernen Volkswirtschaften. Stunden, die für die Arbeit genutzt werden können, verstreichen mit stumpfsinnigem Warten und verursachen in der Schweiz Zeitkosten von 291 Mio. Franken. «Berechnungen zufolge verringern autonome Autos die Dauer der Staus um 20 bis 30 Prozent», sagt Thomsen.

Die Demografie

Die Demographie wird von den selbstfahrenden Autos profitieren, so Thomsen: «Auch für Sehbehinderte, Versehrte oder ältere Menschen bietet das selbstfahrende Auto die Möglichkeit, weiterhin mobil zu bleiben.» Und das ohne fremde Hilfe.

Zahlreiche Firmen tüfteln schon an fahrerlosen Wagen - auch in der Schweiz. Klicken Sie sich oben durch die Bildstrecke.

Das Auto wird immer mehr zum fahrenden Computer. Schon jetzt können Fahrzeugsysteme unter anderem Twitter-Nachrichten vorlesen, Internetradio-Stationen abspielen, Kalendertermine anzeigen und Google Street Views in der Navigationsansicht aufrufen. Nun arbeiten die Ingenieure wie etwa jene von Mercedes daran, den Bordcomputer auch mit der nächsten Generation mobiler Computer zu verbinden. Smartwatches und Datenbrillen wie Google Glass. Wer etwa weit entfernt von seinem per Navigation gesuchten Ziel parken muss, kann seine Zielführung anschliessend auch zu Fuss fortsetzen. Die Navigationsdaten werden automatisch auf die Brille oder auf die Smartwatch übertragen. Das vernetzte Auto ist ein potentiell riesiger Markt- Nicht nur Apple, auch Google und andere arbeiten an einem übergreifenden Betreibsystem für den Bordcomputer.

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