Miese MascheFinanzfirma aus Singapur zockt Schweizer ab
Ein dubioser Anbieter aus Singapur hat Schweizer Anlegern Aktien verkauft. Zu Beginn war die Rendite prächtig – nun ist die Firma verschwunden. Die Schweizer Behörden schweigen.

Blick auf das Bankenviertel von Singapur.
Sie suchten sich für ihre Machenschaften vor allem Ärzte und Unternehmer aus: Personen mit Vermögen, wenig Zeit – und nicht allzu viel Anlegerwissen. Auch A.* wurde kontaktiert, ein Arzt aus Zürich. Am Draht hatte er einen Berater der Firma Denko Group aus Singapur, der in überzeugendem Englisch Aktien der im Edelmetall-Abbau tätigen Firma Dudee Precious Metals anbot. Der Verkäufer schwärmte von einer super Gelegenheit. «Meine Praxis lief gut, ich hatte Geld übrig und wollte mehr Rendite als auf dem Bankkonto erzielen», sagt A. Er investierte zu Beginn 30'000 Franken. Das war 2009.
Nach drei Jahren verkaufte die Denko Group das Aktienpaket von A. mit Gewinn weiter. Der Arzt liess sich vom Erfolg blenden und willigte ein, sich mit dem Gewinn Papiere der Firma Sinusud zu kaufen. Der Vermögensverwalter, er nannte sich Paul Jenkins, versprach den baldigen Börsengang des Unternehmens – und damit viel Gewinn. Doch der Börsengang verschob sich immer wieder. Also wollte A. die Titel abstossen, doch Jenkins fand keine Käufer und riet, A. solle weiter Anteile hinzukaufen, damit das Paket auch für institutionelle Anleger interessant würde. A. zahlte weitere 35'000 Franken. Das war im Herbst 2013.
Fusion mit Schweizer Hedgefonds?
Stutzig wurde A. Ende März, als sich die Denko Group per Mail an ihre Kunden richtete. Man könne die offenen Positionen wegen einer Kreditfinanzierungskrise in den USA nicht länger garantieren. Die einzig mögliche Lösung sei, den Betrieb einzustellen und Vermögen, Verträge und Zertifikate zu verteilen. In einem anderen Mail schrieb ein angeblicher CFO mit Namen Hal Bogdan, man habe eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit einem der grössten Anlagefonds der Welt – einem Schweizer Hedgefonds – beschlossen, werde aber nur noch mit institutionellen Kunden zusammenarbeiten.
Für den Zürcher Wirtschaftsanwalt Daniel Fischer von der Advokatur AFP ist klar:«Die Erklärungsmails sind wirr und sollen die Anleger beruhigen, doch dahinter stehen betrügerische Machenschaften», sagt Fischer zu 20 Minuten. Er vertritt rund ein Dutzend Geschädigte aus der Schweiz, Deutschland und Österreich. Fischers grösster Klient hat der Denko Group 200'000 Franken anvertraut.
Typischerweise versuchen die Geschäftemacher laut Fischer, den Betrogenen später weiteres Geld zu entlocken, indem sie im Namen von Drittfirmen behaupten, die blockierten oder verschwundenen Gelder würden durch ihre Hilfe wieder freigegeben.
Wien warnt – Bern bleibt stumm
Fischer vermutet, dass organisierte Kriminalität hinter dieser Betrugsmasche steckt. Das Geld der Denko Group dürfte sich laut Fischer bei Partnerbanken in Taiwan und auf den Philippinen befinden: «Gegen diese Banken will ich vorgehen. Finanzinstitute dürfen nicht mit Anbietern zusammenarbeiten, vor denen Aufsichtsbehörden warnen.»
So warnen beispielsweise die Aufsichtsbehörden von Österreich und der Niederlande vor Abschlüssen mit der Denko Group. Auch die Schweden publizierten eine Warnung vor der Singapurer Firma, die sich angeblich auf zwei Stockwerken im bei Banken beliebten UOB-Plaza-Tower befindet.
Und was macht die Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma? Auf ihrer sogenannten Negativliste steht die Denko Group nicht. Auf Anfrage von 20 Minuten teilte die Finma mit, man gehe Hinweisen nach, könne sich zu möglichen Untersuchungen aber nicht äussern. Eine Warnung findet sich seit dem 6. März dafür in der Liste der Zeitschrift «K-Tipp».
Firmen ändern ständig ihre Namen
A. versuchte nach den dubiosen E-Mails, die Denko Group zur Rede zu stellen, denn mittlerweile war auch er auf Betrugswarnungen gestossen und fürchtete um seine rund 70'000 Franken. Ans Telefon ging aber niemand mehr und die Website der Firma war plötzlich nicht mehr zu finden. «Meist handelt es sich um Briefkastenfirmen, die ständig ihre Namen ändern», sagt Anwalt Fischer.
Auch 20 Minuten versuchte, die Denko Group zu erreichen. Die E-Mail kam als unzustellbar zurück. Unter der angegebenen Singapurer Rufnummer meldete sich zwar eine Person, doch mit der Denko Group wollte sie nichts zu tun haben.
* Name der Redaktion bekannt
Die Denko Group ist im Internet nicht mehr zu finden: