Georg Fischer streicht 2300 Stellen

Aktualisiert

SparprogrammGeorg Fischer streicht 2300 Stellen

Nach einem Absturz im ersten Quartal macht der Schaffhauser Industriekonzern Georg Fischer (GF) einen radikalen Einschnitt: Er baut bis Mitte 2010 weltweit 2300 Stellen oder 16 Prozent des Personalbestands ab. In der Schweiz fallen rund 575 Jobs weg. 2010 will GF operativ wieder schwarze Zahlen schreiben.

Nach den Sparmassnahmen der vergangenen Monate tritt Georg Fischer nun massiv auf die Kostenbremse. Der Personalbestand soll bis Mitte 2010 um rund 2300 Stellen oder 16 Prozent gesenkt werden, wie der Schaffhauser Traditionskonzern am Donnerstag mitteilte. Etwa ein Viertel des Stellenabbaus betrifft die Schweiz. In Schaffhausen sollen 92 Stellen gestrichen werden.

In den ersten vier Monaten dieses Jahres wurden laut der Mitteilung weltweit bereits 990 Stellen abgebaut. Die Streichung von rund 1300 weiteren Jobs soll etwa zu einem Drittel über natürliche Fluktuation, vorzeitige Pensionierungen und durch den Verkauf von Firmenteilen erfolgen. Bei etwa 850 Mitarbeitenden seien Entlassungen aber unumgänglich, heisst es in der Mitteilung. GF bedauerte die damit verbundenen Auswirkungen und kündigte an, die Massnahmen möglichst sozialverträglich umzusetzen.

Beispielloser Markteinbruch

Der Einschnitt ist Teil einer umfassenden Restrukturierung, die die Kosten des Konzerns um 350 Millionen Franken senken soll. Ziel ist es gemäss der Mitteilung, 2010 wieder einen operativen Gewinn zu erzielen und bis ins Jahr 2012 eine Betriebsgewinnmarge (EBIT-Marge) von acht Prozent zu erreichen. Im laufenden Jahr wird die Jahresrechnung mit einem einmaligen Restrukturierungsaufwand von 100 Millionen Franken belastet. GF begründete die Massnahmen mit einem beispiellosen Markteinbruch im ersten Quartal dieses Jahres. Der Umsatz sank im Vorjahresvergleich um 38 Prozent. Einschliesslich Restrukturierungskosten resultierte in den ersten drei Monaten ein operativer Verlust von 46 Millionen Franken.

Lohnkürzungen für das Kader

Die Massnahmen umfassen auch Lohnkürzungen für das Kader: Die Fixlöhne der 250 oberen Führungskräfte werden ab dem laufenden Monat vorübergehend um zehn Prozent gekürzt. Der Konzernchef Yves Serra und die Mitglieder des Verwaltungsrats verzichten auf 20 Prozent des Fixgehalts beziehungsweise ihrer Bezüge, wie es in der Mitteilung weiter heisst.

Für die einzelnen Geschäftsbereiche sind unter anderem folgende Massnahmen geplant: Beim Rohrsystemgeschäft GF Piping Systems soll die Produktion in Italien auf einen Standort in Busalla konzentriert werden. Die Fertigungsstätten, das Lager und die Verwaltung im Raum Bologna werden stillgelegt. Am Standort Schaffhausen werden 42 Stellen abgebaut. Die Schweizer Haustechnik-Aktivitäten werden am Standort der neu übernommenen JRG Gunzenhauser in Sissach konzentriert.

Redimensionierung beim Autozulieferer

Das Automobilzuliefergeschäft GF Automotive, das im ersten Quartal einen Umsatzeinbruch um fast die Hälfte erlitt, soll redimensioniert werden. So wurde bereits der Verkauf der Leichtmetallgiesserei im östereichischen Gleisdorf an die Bavaria Industriekapital vereinbart. Für das Werk im deutschen Garching sind Verkaufsverhandlungen im Gang. Im Werkzeugmaschinengeschäft von GF AgieCharmilles soll der Standort Schaffhausen geschlossen werden, wovon 50 Mitarbeitende betroffen sind.

GF geht davon aus, dass die Talsohle inzwischen erreicht ist. Ein tragfähiger Aufschwung sei aber erst 2011 zu erwarten. Im ganzen Jahr 2009 wird ein Umsatzrückgang von einem Drittel erwartet. Konzernchef Serra gab sich laut der Mitteilung überzeugt, dass GF gestärkt aus der Krise hervorgehen werde. (dapd)

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