Teures MetallGoldrausch im Internet
Wegen der hohen Gold und Silberpreise ist auch der Edelmetallumsatz auf Internetauktionsplattformen explodiert. Findige Privatdealer hoffen auf schnelle Gewinne.

Vorsicht vor gefälschten Gold- und Silbermünzen
Der Goldpreis liegt mit über 1508 Dollar pro Feinunze (rund 31 Gramm) so hoch wie nie und auch der Silberpreis nähert sich immer mehr dem Rekordhoch. Derzeit kostet eine Feinunze rund 46 Dollar – bei Allzeithoch im Jahr 1980 waren es knapp 50 Dollar.
Von der Edelmetallhausse versuchen auch Privatpersonen zu profitieren. Sie verscherbeln ihr altes Silberbesteck, das Goldvreneli vom Götti oder den 2-Gramm-Goldbarrren, den der Chef beim letzten Weihnachtsessen der Firma verschenkt hatte. «In den letzten Tagen standen bei uns die Verkaufswilligen Kunden bis auf die Strasse», sagt Hans-Ulrich Wartenweiler, Geschäftführer bei der Münzenhandlung Erwin Dietrich AG in Zürich. Derzeit kaufe er täglich fast hundert Kilo Silberwaren an. Wie viel Gold die Firma ankauft, will der Geschäftsführer aus Sicherheitsgründen nicht bekanntgeben.
Private wittern das Geschäft
Die hohen Edelmetallpreise haben auch im Internet zu einem Goldrausch geführt. Der Grund: Wenn die Preise im Business steigen, werden die Sammler plötzlich zu Händlern und wittern die Möglichkeit, ihre Sammlung in Bares umzuwandeln. Daneben wittern laut Dietrich auch immer mehr sogenannte «Pocket Dealer» das Geschäft mit Gold und Silber. Sie gehen eigentlich einer normalen Arbeit nach und kaufen in ihrer Freizeit im Internet Gold- oder Silberwaren zusammen, die sie ihrerseits wieder den grossen Ankäufern anbieten.
Der Edelmetall-Boom im Internet verdeutlichen die Zahlen der Auktionsplattform Ricardo. Seit Anfang 2011 ist der Umsatz im Bereich Münzen stark gewachsen. «Im Januar lag der Umsatz noch bei rund 800 000 Franken, nun beträgt er weit über eine Million», sagt Ricardo-Sprecherin Barbara Zimmermann. Auf der Auktionsplattform gebe es derzeit doppelt so viele Angebote wie vor einem Jahr, vom Vreneli über Maple Leaf bis zum Gold Nugget.
Vorsicht Fälschung
Im Internet gehandelt werden aber auch alte Schweizer Fünfliber, Zweifränkler und Fünfzig-Rappen-Stücke. Der Grund: Die vor 1967 geprägten, etwas helleren Münzen sind noch aus echtem Silber gefertigt und bringen deutlich mehr Geld ein als der aufgedruckte Nennwert. Das Silbergeld liesse sich auch den Banken verkaufen, doch sie zahlen in der Regel weniger als die Edelmetallankäufer. Das selbe gilt laut einer Stichprobe des Anlegermagazins «K-Geld» auch fürs Goldvreneli.
Wer sich im Internet als «Goldsucher» betätigt, muss wissen, dass sich im Web auch Betrüger tummeln: «Sind die Preise aussergewöhnlich tief, ist Misstrauen angebracht», sagt Edelmetallexperte Wartenweiler. So würden immer wieder günstige Fälschungen des legendären Silber-Fünflibers mit Jahrgang 1928 auftauchen, der in echt Preise zwischen 8000 und 15 000 Franken erzielt. Zudem warnt Wartenweiler auch vor zu günstigen Goldbarren aus dem Grammbereich. «Auch hier gibt es öfters Stücke, die lediglich vergoldet sind oder das Gewicht nicht stimmt.»
Ist man einer Fälschung aufgesessen, weisen die Auktionsplattformen die Schuld von sich. Der Schaden hat der Ankäufer. «Für die Echtheit der Ware ist immer der Verkäufer verantwortlich», sagt Ricardo-Sprecherin Barbara Zimmermann. Bei teuren Waren empfiehlt sie eine persönliche Übergabe sowie allenfalls eine fachkundige Person beizuziehen.
Münzhändler Wittenweiler kauft Gold- Silberwaren fast nie im Internet. Nicht aus Angst vor Fälschungen, doch der Aufwand wäre zu gross, weil die Kunden ja von selbst zu ihm kämen.