KapitalkontrollenGriechen bringen ihr Geld in Bulgarien in Sicherheit
Der ärmste EU-Staat verwandelt sich in die Schatzkammer Griechenlands: Tausende Griechen eröffnen in Bulgarien Konten und schützen ihr Geld so vor Kapitalverkehrskontrollen.
45 Milliarden Euro hat die griechische Bevölkerung in den letzten Monaten abgehoben. Nun nehmen sie das zuhause versteckte Bargeld hervor und bringen ihr Vermögen ins benachbarte Bulgarien. Dort vertrauen sie es den Banken des ärmsten EU-Staates an.
So wollen sich die Griechen den strengen Kapitalverkehrskontrollen ihrer Regierung widersetzen. Sie umgehen somit die Grenze für Barabhebungen von 420 Euro pro Woche und den Genehmigungsprozess für grosse Auslandsüberweisungen. Viele Griechen wollen sich aus Angst vor Vermögensverlusten auch vor einer allfälligen Bankguthaben-Steuer oder einer Rückkehr zur ehemaligen Währung Drachme schützen.
Legaler Geldtransport
Dank einer neuen Lockerung der griechischen Regierung, die es erlaubt, pro Person und Auslandstrip 2000 Euro mitzunehmen, ist es für Griechen nun möglich, legal 14'000 Euro pro Woche in Sicherheit zu bringen – tägliche einstündige Reisen etwa von Thessaloniki, der zweitgrössten Stadt Griechenlands, zur nächsten bulgarischen Bank nehmen sie hierfür gerne in Kauf.
«Wir haben viele ausländische Kunden», sagt eine Angestellte in einer Filiale der Unicredit Bulbank in Sofia, Bulgariens grösstem Geldhaus zum «Stern.» Es sei ganz einfach für die südlichen Nachbarn, ein Euro-oder Lew-Konto zu eröffnen.
Firmenflucht nach Bulgarien
Auch griechische Firmen nehmen an den Geld-Trips nach Bulgarien teil und lernen dort gleich die weiteren Vorzüge des Nachbarlandes kennen: Während die Körperschaftssteuer in ihrem Land auf 29 Prozent angehoben wurde, bietet Bulgarien mit einem zehnprozentigen Einheitssteuersatz für Privatpersonen und Unternehmen die besseren Konditionen. So wurden im Jahr 2014 im bulgarischen Handelsregister rund 2500 griechische Firmen mehr registriert als im Jahr zuvor.
Für die Regierung ist der Massenexodus ein wachsendes Problem. Sie versucht nun, ihre eigenen Banken wieder attraktiver zu machen: So dürfen Geldunternehmen für Firmenkunden wieder Überweisungen von bis zu 100'000 Euro ausführen, ohne dass das vom Finanzministerium geführte Bankentransaktionskomitee sie genehmigen muss. Ob das viele Firmen zu griechischen Banken zurückbringt, ist laut dem Magazin «Stern» aber zweifelhaft.