In einem Monat 140 Milliarden weniger

Aktualisiert

Auslandgeld in der SchweizIn einem Monat 140 Milliarden weniger

Allein im Monat Juli verringerten sich die Vermögen ausländischer Kunden stärker als im ganzen letzten Jahr. Das hat nicht nur mit der Aufweichung des Bankgeheimnisses zu tun.

von
Balz Bruppacher
Vor allem die Privatvermögen ausländischer Depotinhaber sanken.

Vor allem die Privatvermögen ausländischer Depotinhaber sanken.

Die jüngste Statistik der Schweizerischen Nationalbank (SNB) über die Wertschriftenbestände in den Kundendepots der Banken spricht eine deutliche Sprache. Im Monat Juli verringerten sich die Vermögen ausländischer Kunden stärker als im ganzen letzten Jahr.

Ende Juli lagen noch Wertschriften in der Höhe von 2 114 Milliarden Franken in den Bankdepots ausländischer Kunden. Das waren 140 Milliarden oder 6,2 Prozent weniger als ein Monat zuvor und entsprach dem tiefsten Stand seit März 2009. Bei den Vermögen ausländischer Privatkunden war der Rückgang prozentual noch stärker. Sie schrumpften innert Monatsfrist um 40 Milliarden oder 6,9 Prozent auf noch 537 Milliarden Franken.

Inländische Depots verringerten sich nur halb so viel

Zu den Gründen für den Vermögensschwund macht die Nationalbank keine Angaben. Mit Sicherheit litten die Vermögen unter der Aufwertung des Frankens und unter dem Kursrutsch an den Börsen – Entwicklungen, die sich im Juli akzentuiert hatten. Wegen des vergleichsweise hohen Fremdwährungs- und Aktienanteils sind die ausländischen Depots gegenüber Wechselkurs und Aktienbörse besonders exponiert.

Spuren dürfte aber auch die Aufweichung des Bankgeheimnisses im Steuerbereich hinterlassen haben. So war der Rückgang der inländischen Kundendepots mit 3,4 Prozent im Juli nur halb so gross wie bei den Vermögen aus dem Ausland. Diese Diskrepanz wird auch beim Vorjahresvergleich deutlich. Die Depots ausländischer Kunden verringerten sich innert Jahresfrist um 207 Milliarden oder 4,9 Prozent. Die Vermögen von inländischen Depotinhabern nahmen bloss um 47 Milliarden oder 2,4 Prozent ab.

Vor allem Privatvermögen

Auf einen Weissgeldeffekt deutet auch die Entwicklung der ausländischen Privatvermögen hin, auch wenn die Abgrenzung zu den institutionellen Anlegern fliessend ist. Die Privatvermögen ausländischer Depotinhaber sanken innerhalb eines Jahres um 16,9 Prozent. Die Gelder der institutionellen Anleger aus dem Ausland verringerten sich bloss um 5,9 Prozent.

Der Anteil der ausländischen Vermögen an den gesamten Kundendepots von 4 046 Milliarden Franken sank Ende Juli auf einen neuen Tiefststand von 52,2 Prozent. Ein Jahr zuvor waren es noch 54,2 Prozent gewesen. Im Rekordjahr 2007 hatten die ausländischen Depots sogar 58,7 Prozent am Total der verwalteten Vermögen ausgemacht.

Deine Meinung zählt