Euro- Ende?In einer Woche vom Euro zur D-Mark
Deutschland ist des Euro überdrüssig. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung wünscht sich die D-Mark zurück. Ist das realistisch? Wir haben uns umgehört.

Wie lange bleibt Deutschland noch in der Eurozone?
Die Deutschen haben genug von der «Transferunion». Sie wollen nicht mehr länger für Portugal, Irland, Griechenland und Spanien bluten. Am Wochenende zeigte eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid für «Bild am Sonntag», dass 56 Prozent aller Deutschen die D-Mark zurück wollen.
Stellt sich also die Frage, ob eine Rückkehr zu einer Landeswährung überhaupt möglich ist. Fakt ist: Bei der Gründung der Währungsunion im Jahr 1999 war ein Ausstieg aus der Eurozone nicht vorgesehen. Sind die Länder also auf Gedeih und Verderb zum Euro verdammt? – Wohl kaum, wie ein Blick in die Geschichtsbücher zeigt: So bestand ab 1865 zwischen Frankreich, Italien und Belgien die lateinische Münzunion, die aber wieder zerbrach. Und auch die skandinavische Währungsunion zwischen Dänemark und Schweden (ab 1872) ist wieder zerfallen.
«Unrettbar verloren»
Nicht mehr viel Kredit geniesst die Währungsunion beim Finanzexperten und Euro-Kritiker Walter K. Eichelburg, der den meistgelesenen deutschsprachigen Gold- und Krisenblog hartgeld.com betreibt. «Der Euro ist unrettbar verloren. Für die Staaten bleibt nur, eine Währungsreform durchzuführen und neues Geld zu drucken», so Eichelburg zu 20 Minuten Online. In dieser Angelegenheit am weitesten fortgeschritten sei Deutschland, das die neue D-Mark bereits fertig gedruckt habe. Eichelburg ist überzeugt: «Die D-Markt könnte innerhalb einer Woche eingeführt werden.» Wann es so weit ist, kann auch Eichelburg nicht beantworten. Für ihn ist aber klar: Von Deutschland werde eine unlimitierte Haftung am EU-Rettungsschirm für die angeschlagenen Staaten gefordert. «Das kommt nicht gut. Irgendwann steigt der Zahler aus.»
Im politischen Prozess vorgesehen ist ein Ausstieg aus der Eurozone natürlich nicht: «Wenn der politische Wille eines Landes aber eindeutig ist, dürfte es einen Weg geben», sagt ZKB-Ökonom David Marmet. Ein Ausstieg wäre aber enorm schwierig zu bewerkstelligen. «Die Umstellung auf eine neue Währung müsste innerhalb einer Nacht geschehen und im Vorfeld dürfte nichts davon an die Öffentlichkeit dringen», erklärt Marmet. Gelänge dies nicht, käme es zu tumultartigen Szenen an den Finanzmärkten. Konkret bedeutet dies: Hegt Deutschland die Absicht, zur D-Mark zurückkehren, und Anleger würden davon Wind bekommen, dürften sie in der Angst, dass der Euro ohne den Wirtschaftsmotor Deutschland noch weiter absinkt, in harte Währungen flüchten. Der Euro fiele ins Bodenlose.
Fixer Wechselkurs
Eine Möglichkeit, um der Spekulation etwas Einhalt zu gebieten, wäre allenfalls ein zwischenzeitlicher fixer Wechselkurs für die «neue» D-Mark und den Euro. Doch auch da sieht Marmet Probleme: «Die Unsicherheit würde einfach bis zum Zeitpunkt andauern, an dem die Währungen wieder frei zirkulieren.» Zudem ist laut Marmet keinesfalls sicher, dass die Bundesbank den von ihr festgesetzten Kurs der D-Mark zum Euro würde halten können.
Ein Blick in die Geschichtsbücher zeigt: Die Kräfte von Spekulanten sind immens: 1992 waren Investoren – angeführt vom legendären George Soros – überzeugt, dass das britische Pfund überbewertet sei und zogen in den Kampf. Die Folge: Sie schafften es, England aus dem Europäischen Währungssystem (EWS) zu drängen.
Notendruckplatten liegen bereit
Dass ein Ausstieg Deutschlands aus der Euro-Zone möglich ist, glaubt auch Buchautor und Eurokritiker Bruno Bandulet, der den Euro-Untergang in seinem Buch «Die letzten Jahre des Euro» skizziert hat: «Die Einführung einer neuen Währung ist möglich. In der Bundesdruckerei liegen die Notendruckplatten bereit», so Bandulet zu 20 Minuten Online.
Wird die D-Mark also schon bald ihr Comeback feiern? Ökonom David Marmet hält das Szenario, dass in näherer Zukunft Länder aus dem Euro aussteigen, für wenig wahrscheinlich. «Die Eurozone ist eine politische Vision, welche die Politik bis aufs Letzte verteidigt.»