DevisenIndische Rupie fällt auf historisches Tief
Indiens Wirtschaft schwächelt, Investoren kehren dem Land den Rücken zu, die Auslandsverschuldung wächst. Und nun ist zu allem Übel auch noch die heimische Währung auf ein neues Rekordtief gefallen.

Seit Anfang Mai hat die indische Währung mehr als zwölf Prozent an Wert verloren.
Der Sinkflug der Rupie setzt sich trotz Gegensteuer der indischen Zentralbank fort. Am Dienstag rutschte die indische Währung auf einen neuen Tiefststand: ein Dollar kostete kurzzeitig 61,81 Rupien. Seit Anfang Mai hat die indische Währung mehr als 12 Prozent an Wert verloren. Und es könnte weiter bergab gehen, sagen Experten.
Das Land kämpft mit einem sich verlangsamenden Wachstum und einem hohen Leistungsbilanzdefizit, auch weil Inder sich viel Geld im Ausland leihen. An der Börse in Mumbai brach der Leitindex Sensex am Dienstag ein. Der Index für 30 Top-Unternehmen verlor an einem Tag 2,3 Prozent und stand bei Handelsschluss bei 18'733 Punkten.
Neuer Notenbankchef ab Anfang September
Die indische Zentralbank versuchte Mitte Juli, den Währungsverfall durch eine drastische Reduzierung der Liquidität zu begrenzen. Doch die Massnahmen konnten das Blatt nicht wenden. Die Regierung in Neu-Delhi will ihrerseits durch neue Ausgabenprogramme die Wirtschaft ankurbeln. Die Wirtschaft des aufstrebenden Schwellenlandes war im abgelaufenen Finanzjahr (31. März) mit 5,0 Prozent so schwach gewachsen wie zuletzt vor einem Jahrzehnt.
Der scheidende Zentralbankchef Subbarao blickte bei seiner jüngsten Quartalsrede düster in die Zukunft, die Industrieproduktion sinke, die Unternehmen seien investitionsmüde. Neuer Notenbankchef wird ab Anfang September Raghuram Rajan, ökonomischer Chefberater der Regierung.
US-Notenbank trägt Mitschuld an Währungszerfall
Eine schwache Währung bedeutet teure Importe - dabei hatte Indien im Finanzjahr 2012/2013 bereits ein Handelsdefizit von mehr als 190 Milliarden Dollar. Auch fürchten Analysten nun ein erneutes Anziehen der Inflation, die gerade auf unter 5 Prozent gehalten werden konnte.
Schuld an dem Währungsverfall sind auch Andeutungen der US-Notenbank, den Kauf von Wertpapieren zu drosseln. Nun ziehen viele Anleger massiv Kapital aus den Schwellenländern ab und werten somit die Währungen ab. Doch in Indien kommt hinzu, dass Reformen lange verschleppt wurden und Unternehmen mit einer überbordenden Bürokratie kämpfen müssen. (sda)