Ist das der Anfang vom Ende des Börsenbooms?

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Fragen und AntwortenIst das der Anfang vom Ende des Börsenbooms?

Nach dem Höhenflug der Crash: In Tokio ist die Börse am Donnerstag eingebrochen. Der Schreck bei den Anlegern sitzt tief. Wie kam es dazu? Platzt jetzt die Börsen-Blase in Europa?

Sabina Sturzenegger
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Sabina Sturzenegger

Die Börse in Tokio ist am Donnerstag um 7,3 Prozent auf 14'483 Punkte eingebrochen. Der Schweizer Leitindex SMI gab danach um 2,84 Prozent nach, der deutsche DAX tauchte bis am Abend ebenfalls über zwei Prozent.

Wie kam es zum Börsensturz in Japan?

Schuld am Börsencrash sind schlechte Wirtschaftzahlen aus China sowie die Äusserungen von US-Notenbankchef Ben Bernanke. Nach den Nachrichten aus China wollten die Anleger ihre Kursgewinne raschmöglichst realisieren und verkauften ihre Aktien. Das löste einen Kurssturz aus. Zudem hat Ben Bernanke angedeutet, dass er wohl das Tempo beim Gelddrucken künftig etwas drosseln werde.

Warum passiert das gerade jetzt?

In der Finanzwelt herrscht grosse Nervosität. Bloss zwei Ankündigungen reichten, um einen derartigen Sturz an Japans Börse auszulösen. Grund für die Überreaktion: Die Märkte, insbesondere Japan, sind derzeit überflutet von billigem Geld, Billionen wurden in den letzten Monaten in die Wirtschaft gepumpt. Die Kurse an den Aktienmärkten wurden dadurch enorm nach oben getrieben. Die Entwicklung in der Realwirtschaft und die Investitionen hinken aber stark hinterher.

Kommt der Kursabsturz überraschend?

«Eine Gegenreaktion auf die ständig steigenden Kurse war fällig», sagt ein Händler aus Zürich. Man habe mit einer Korrektur rechnen müssen. Allerdings ist man von der Heftigkeit des Kurssturzes überrascht.

Kann man von einer Blase sprechen?

«Japan ist eine einzige Blase», sagt dazu der Schweizer Börsen-Blogger Russian Market. Auch der deutsche Börsenmakler Oliver Roth spricht von einer «starken Übertreibung» an den Börsen in den letzten Monaten.

Wann platzt die Blase?

Es gibt noch Hoffnung, dass sie nicht platzt, sondern sich zurückbildet. «Die Entwicklung ist noch nicht zu Ende, die Blase wird sich erholen», sagt Roth. Der happige Kursrutsch in Japan, der auch an den übrigen asiatischen sowie an den europäischen Börsen deutliche Verluste ausgelöst hat, habe dazu geführt, dass jetzt wieder etwas «Normalität» einkehrt, sagt Russian Market.

Wie geht es jetzt weiter?

Fürs Erste gilt: Die Party an der Börse ist vorbei. In den nächsten Monaten müsse man mit deutlich höheren Schwankungen der Aktienkurse rechnen, sagt Oliver Roth. «Die Schwankungen in Europa werden dabei nicht so gross sein wie in Japan», ergänzt er. Allgemein wird erwartet, dass die Kurse langsamer steigen – und fallen – als in der letzten Zeit.

Was bedeutet das für die Anleger?

«Wer keine Nerven hat, soll jetzt aussteigen», sagt Roth. Er rät den Anlegern, sich diszipliniert zu verhalten und sich vorab Limiten zu setzen, um aus dem Markt wieder auszusteigen. Russian Market warnt die Anleger sogar mit einer Börsenweisheit: «Sell in May and run away» – eine Anspielung auf den gängigen Spruch «Sell in May and go away». Er empfiehlt zudem, in Gold statt in Aktien zu investieren.

Was passiert in der Schweiz?

Der SMI ist im Zuge des Kurssturzes in Japan nur um rund 3 Prozent getaucht. Laut «Cash» dürfte dieser «Mini-Kurstaucher» wieder wettgemacht werden. Wesentlich pessimistischer sieht es Russian Market: «Krisen fangen normalerweise in Asien an», kommentiert er. In der Schweiz komme es daher zu einer «Super-Korrektur», vor allem im Bau- und Bankensektor. Beide seien stark überbewertet. Er rät der Nationalbank, den Euro-Franken-Kurs auf 1.30 zu erhöhen.

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