Ist mein Geld auf dem Vollgeld-Konto sicherer?

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Vor der AbstimmungIst mein Geld auf dem Vollgeld-Konto sicherer?

«Sicheres Geld» fordert die Vollgeld-Initiative. Der Bankiervereinigung zufolge könnten die Banken das noch vor der Abstimmung einführen.

Isabel Strassheim
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Isabel Strassheim
Bislang ist nur Bargeld von der Nationalbank geschöpft, bei einem Vollgeld-Lohnkonto wäre das auch beim digitalen Giralgeld der Fall.
Denn die Kontogelder würden dann nicht mehr von der Geschäftsbank geschöpft und in ihrer Bilanz geführt, sondern lediglich von ihr verwaltet.
Unser Geld beziehen wir meistens aus dem Bancomaten. Doch wer schöpft es? Das ist die Kernfrage der Vollgeld-Diskussion. Auch wenn es ums Lohnkonto geht.
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Bislang ist nur Bargeld von der Nationalbank geschöpft, bei einem Vollgeld-Lohnkonto wäre das auch beim digitalen Giralgeld der Fall.

Keystone/Martin Ruetschi

Vollgeld soll so krisensicher sein wie Bargeld. Sämtliches Geld dürfte dann nur von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) geschöpft werden und nicht auch von Geschäftsbanken. Eine Panik, bei der jeder versucht, sein Geld abzuheben, um es vor einem Bankencrash zu retten, wäre damit ausgeschlossen. Denn bei Vollgeld wäre die Summe auf dem eigenen Lohnkonto nicht nur eine Zahl bei der Hausbank, sondern SNB-Geld.

«Banken könnten ihren Kunden schon jetzt solche Vollgeld-Konten anbieten», sagt Martin Hess von der Schweizerischen Bankiervereinigung anlässlich eines Expertengesprächs. Dafür bestehe jedoch anscheinend keine Nachfrage, so Hess zu 20 Minuten. Über die Vollgeld-Initiative wird zwar erst im Sommer 2018 abgestimmt, aber schon jetzt gehen die Banken in die Offensive. Sie lehnen die Initiative ab, bringen aber die Idee eines Vollgeld-Kontos ins Spiel.

Was beim Vollgeld-Konto anders wäre:

Das Geld kann nach wie vor auf einem Konto bei der Geschäftsbank liegen. Sie führt es aber nicht in ihrer Bilanz – ähnlich wie Schmuck oder Bargeld in einem Bankschliessfach, das auch nicht in der Bankbilanz auftaucht. Bei einem Zusammenbruch der Bank ist das Geld somit nicht in Gefahr.

Wo das Vollgeld liegt:

Durch Vollgeld wird das elektronische Geld dem Bargeld gleichwertig und ist wie dieses durch die Nationalbank garantiert.

Denn es ist anders als bisher nicht von der Geschäftsbank geschöpftes Geld. Die SNB selbst wollte auf Anfrage von 20 Minuten zur Möglichkeit eines Vollgeld-Lohnkontos keine Stellung nehmen. Sie hatte die Initiative im Mai 2016 abgelehnt.

Die Gebührenfrage:

Ob die Kontogebühren beim Vollgeld steigen, ist umstritten. Alexander Koch vom Investment Office Raiffeisen Schweiz sagt zu 20 Minuten: «Um einen Anreiz für das Angebot solcher Konten zu schaffen (auch für Raiffeisen), muss gewährleistet sein, dass die kompletten Kosten für die Kontoführung inklusive einer Ertragsmarge dem Kunden weiter berechnet werden können», sagt Koch. Im Klartext: Die Gebühren dürften hoch ausfallen. Es könnten sich aber auch neue Anbieter etablieren, es geht ja lediglich um die Verwaltung der Konten. Mit grösserer Konkurrenz sollten so auch die Gebühren unter Druck kommen und fallen, sagt Raffael Wüthrich, Sprecher der Vollgeld-Initiative.

Die Zinsfrage:

Weil Banken mit dem Vollgeld-Lohnkonto nicht arbeiten können, entfallen die Zinsen. «Wer lieber Zinsen statt krisensicheres Geld möchte, kann sein Geld jederzeit auf einem Sparkonto der Bank deponieren», sagt Wüthrich von der Vollgeld-Initiative. Bei einem Sparkonto können Banken das Guthaben weiterhin zur Finanzierung anderer Geschäfte verwenden und auch einen Zins zahlen. Dafür unterliegt das Konto auch dem Geschäftsrisiko der Bank.

Weil es derzeit kein Kundeninteresse gibt, hat die Raiffeisen Schweiz derzeit aber keinerlei Absicht, ein Vollgeld-Lohnkonto anzubieten. Sollte die Initiative jedoch angenommen werden, bestünde bei ihr aber Interesse daran, die Kunden weiter zu binden. «Für ein Vollgeld-Konto-Angebot müssten für die Banken dann aber auch die Konditionen stimmen», sagt Alexander Koch vom Investment Office Raiffeisen Schweiz zu 20 Minuten. Die UBS gibt zum Thema Vollgeld keinen Kommentar ab, die Alternative Bank Schweiz begrüsst die Diskussion über das Thema.

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