«Karoshi»Japanerin arbeitet sich zu Tode – CEO tritt zurück
Der Suizid einer jungen Angestellten wegen hoher Arbeitsbelastung beschäftigt Japan und führt nun zum Rücktritt des Chefs eines Milliardenkonzerns.
Tadashi Ishii, CEO der japanischen Werbegagentur Dentsu, hat nach der Veröffentlichung einer Untersuchung einer japanischen Behörde seinen Rücktritt angekündigt. Grund für die Ermittlungen war der Suizid von Matsuri Takahashi an Weihnachten 2015.
Die Behörden kamen zum Schluss, dass sich die junge Frau wegen Überarbeitung das Leben nahm. Die 24-jährige Takahashi machte im Monat vor ihrem Tod über 100 Überstunden. «Wir bedauern es zutiefst, dass wir die Überarbeitung unserer neu eingestellten Mitarbeiterin nicht verhindern konnten», erklärte der abtretende Dentsu-Chef an einer Pressekonferenz.
Viel arbeiten, viel trinken
Dentsu beschäftigt weltweit rund 47'000 Angestellte und ist in 140 Ländern tätig. Das Unternehmen ist – wie viele japanische Firmen – für seine harten Arbeitsbedingungen bekannt.
In Japan wird von Büroangestellten («Salarymen») oft verlangt, dass die Arbeit und die Firma immer an erster Stelle kommen. Zudem gibt es soziale Normen, die Angestellte nach der Arbeit zu exzessiven Trinkgelagen mit Kollegen oder Geschäftskunden verpflichten.
Jährlich werden in Japan Hunderte Todesfälle im Zusammenhang mit Überarbeitung gemeldet. Die Japaner haben gar ein eigenes Wort für Tod durch Überarbeiten: Karoshi. Die Regierung des japanischen Premierministers Shinzo Abe will deshalb die Arbeitsgesetze anpassen, um den Druck, der auf den Angestellten lastet, zu mindern.
Überarbeitung bei Investmentbank
Im Sommer 2013 sorgte der Tod eines 21-jährigen Bankpraktikanten in London weltweit für Schlagzeilen. Der Deutsche war im Investment Banking der Bank of America tätig, als er an einem epileptischen Anfall verstarb. Gemäss Medienberichten arbeitete der Praktikant vor seinem Tod drei Tage am Stück, um sich bei seinen Vorgesetzten für eine feste Stelle zu empfehlen. Ob es einen direkten Zusammenhang zwischen dem epileptischen Anfall und den durchgerackerten Nächten gab, ist unklar. Gemäss dem Untersuchungsbericht sei Müdigkeit aber eine mögliche Ursache.
Suizidgedanken? Hier finden Sie Hilfe
Beratung:
Dargebotene Hand, Tel. 143, (www.143.ch); Online-Beratung für Jugendliche mit Suizidgedanken: www.u25-schweiz.ch
Kirchen (www.seelsorge.net)
Anlaufstellen für Suizid-Betroffene:
Nebelmeer – Perspektiven nach dem Suizid eines Elternteils (www.nebelmeer.net);
Refugium – Geführte Selbsthilfegruppen für Hinterbliebene nach Suizid (www.verein-refugium.ch);
Verein Regenbogen Schweiz (www.verein-regenbogen.ch).