Fall HildebrandJetzt gerät die «Weltwoche» ins Visier
Der «Fall Hildebrand» entwickelt sich zunehmend zu einem «Fall Weltwoche». Rufe nach einem Strafverfahren gegen die Köppel-Postille werden laut.
Es bahnt sich das wohl grösste Medien-Beben seit der Hetzjagd des «SonntagsBlicks» gegen den ehemaligen Botschafter in Berlin, Thomas Borer, an: «Die Staatsanwaltschaft muss die ‹Weltwoche› zwingend strafrechtlich verfolgen», fordert Ex-Staatsanwalt und Mafiajäger Paolo Bernasconi in der «SonntagsZeitung».
Mit den Behauptungen, dass der SNB-Chef Insider-Geschäfte betreibe und Strafanzeige erstattet worden sei, habe sich die «Weltwoche» der «falschen Anschuldigung» schuldig gemacht. Bernasconi wertet die verknüpfte Rücktrittsforderung an Hildebrand zudem als Nötigung.
Vergleich mit News of the World
Einen Schritt weiter geht Ex-NZZ-Redaktor und Banken-Kritiker René Zeyer in einem Kommentar auf der Journalismus-Plattform «Journal 21»: Er vergleicht die Methoden der «Weltwoche» mit denen der mittlerweile eingestellten englischen Skandalzeitung «News of the World».
«Die Parallele liegt auf der Hand. Dem englischen Boulevardblatt brach illegales Handeln das Genick. Angesichts der Verhältnisse bei uns sollte dem Schweizer Boulevardblatt das Verwenden von illegal erhaltenen privaten Kontoinformationen und ihre Ausschmückung mit falschen Vorwürfen das Genick brechen. Das, nachdem schon alle internen Untersuchungen im Vorfeld deren Haltlosigkeit bewiesen hatten. Roger Köppel muss gehen», fordert Zeyer.
Jagdfieber auf der «Weltwoche»-Redaktion
Der getadelte «Weltwoche»-Chefredaktor weilte vergangene Woche in den Skiferien in Klosters. In dessen Abwesenheit recherchierte der kürzlich als Journalist des Jahres ausgezeichnete Redaktor Urs Paul Engeler die Story. Laut «Sonntag» sei in der Abwesenheit des Chefs und Verlegers auf der Redaktion ein «Jagdfieber» ausgebrochen, indem die Geschichte gegen Hildebrand konstruiert worden sei. So sprach etwa ein Redaktor auf seiner Facebook-Seite von einer «Atombombe», die bald hochgehen würde. Das heisst im Journalisten-Slang so viel, wie dass bald die Story des Jahres erscheinen wird.
Jagdfieber hin oder her: Köppel wehrt sich weiterhin mit aller Vehemenz gegen die Vorwürfe: «Die Weltwoche hat aufgedeckt, dass zahlreiche private Devisen- und Aktientransaktionen auf dem Konto von Herrn Hildebrand getätigt wurden - parallel zu brisanten SNB-Entscheidungen. Die Enthüllungen hätten die Nationalbank erstmals gezwungen, Fehler zuzugeben. Von rechtlichen Schritten gegen die «Weltwoche» zeigt sich Köppel unbeeindruckt: «Sollte es zu einem Verfahren kommen, könnte das helfen, dass alle Tatsachen auf den Tisch kämen.»
Der nächste Akt im Fall Hildebrand geht bereits am Montag über die Bühne: Der SNB-Chef will der Wirtschaftskommission des Nationalsrats den E-Mail-Verkehr seiner Frau mit dem Kundenberater der Bank Sarasin offenlegen.
Hildebrand muss bei der Wirtschaftskommission antraben
Der Präsident der Schweizerischen Nationalbank, Philipp Hildebrand, ist am Montag zu einer Anhörung bei der Wirtschaftskommission des Nationalrates eingeladen. Er wird sich von den Parlamentariern - wie bereits an der Medienkonferenz am vergangenen Donnerstag - unangenehme Fragen stellen lassen müssen. «Ich will wissen, ob Herr Hildebrand der Meinung ist, dass er in seiner Position mit Aktien und Devisen handeln darf - Reglemente hin oder her», sagte SP-Nationalrätin Susanne Leutenegger Oberholzer am Sonntag gegenüber der Nachrichtenagentur sda. Dem Bankrat wirft sie vor, erst unter Druck gehandelt zu haben.