Leuthard definitiv am Geheimtreffen

Aktualisiert

Bilderberg-KonferenzLeuthard definitiv am Geheimtreffen

Diese Woche versammeln sich in St. Moritz die Mächtigen der Welt. Am elitären Zirkel, der Bilderberg-Konferenz, nimmt Energieministerin Doris Leuthard teil.

Sandro Spaeth
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Sandro Spaeth
Nimmt für die Schweiz am elitären Klassentreffen teil: Energieministerin Doris Leuthard.

Nimmt für die Schweiz am elitären Klassentreffen teil: Energieministerin Doris Leuthard.

Wenn sich ab Mitte Woche im Nobelhotel «Suvretta House» in St. Moritz die «Welt-Elite» zum Geheimtreffen einfindet, möchten die Mächtigen aus Wirtschaft, Politik und Adel vor allem unter sich sein. Störenfriede mag man nicht. Darum hat das Komitee des geheimnisumwitterten Zirkels auch gleich das ganze, fast 200 Zimmer zählende Luxushotel oberhalb von St. Moritz gemietet.

Auf Anfrage von 20 Minuten Online heisst es bei der Edelherbergel lediglich, dass man das Bilderberg-Treffen weder bestätigen noch dementieren könne. Das Hotel eröffnet die Sommersaison offiziell erst am 25. Juni. Verschwörungs- theoretiker sehen in der Bilderberg-Konferenz die heimliche Weltregierung. Fast alle einflussreichen Personen Europas und der USA nahmen mindestens einmal an einem Bilderberg-Treffen teil: Investorenlegende George Soros, Microsoftgründer Bill Gates, Ex-US-Aussenminister Henry Kissinger sowie die früheren deutschen Bundeskanzler Kohl und Schröder. Aber auch Adel und Geldadel - die Rockefellers und Rothschilds - sowie ausgewählte Medien erhielten Zugang zum «informellen» Treffen.

Der Club der Bilderberger ist verschwiegen. Ein Protokoll ist inexistent, eine offizielle Teilnehmerliste des Geheimtreffens gibt es im Vorfeld nicht. Fakt ist: Normalerweise erhält das Staatsoberhaupt des Gastgeberlandes eine Einladung. Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey hat dem Treffen der Welt-Elite aber anscheinend eine Abfuhr erteilt. Auf Einladung der Organisatoren teilnehmen wird hingegen Energieministerin Doris Leuthard, wie UVEK-Sprecherin Annetta Bundi auf Anfrage von 20 Minuten Online mitteilt. Bundesrätin Leuthard habe den Gesamtbundesrat darüber informiert.

Ackermann und Vasella

Aber auch andere einflussreiche Schweizer dürften vertreten sein. So besuchte der Schweizer Top-Banker und Deutsche Bank-Boss Joe Ackermann die Bilderberg-Konferenz bereits mehrmals. Er gehört, wie auch Novartis-Verwaltungsratspräsident Daniel Vasella, zum inneren Zirkel der Bilderberger, dem sogenannten Steering Comitee. Es zählt rund dreissig Personen, darunter auch die niederländische Königin Beatrix oder der Chef des Axa-Konzerns, Henri de Castries. Die komplette Teilnehmerliste der Bilderberg-Konferenz dürfte etwa hundert Namen enthalten.

Die geheimnisumwitterte Veranstaltung ist Kritikern ein Dorn im Auge. Sie bemängeln die fehlende Transparenz und haben Gegenveranstaltungen organisiert. So ist am Freitagabend nicht weit vom «Suvretta House» eine Informationsveranstaltung über die Bilderberger und ihren Einfluss geplant, an der auch die SVP-Nationalräte Lukas Reimann und Pirmin Schwander auftreten. Zudem wollen Aktivisten den Mächtigen der Welt einen lauten Empfang bieten.

Basteln Bilderberger an der Weltwährung?

Keine Freude an der Bilderbergkonferenz in der Schweiz hat auch SVP-Nationalrat Dominique Bättig. Der Jurassier, der zum Thema bereits Interpellationen einreichte, stört sich daran, dass Leute aus Wirtschaft und Diplomatie über die Globalisierung sprechen, ohne dass die Öffentlichkeit wissen darf, was beschlossen wurde. Bättig verdächtigt die Bilderberger zudem in einem Brief an Justizministerin Sommaruga, sie würden ein ultraliberales Modell einer Freihandelsgesellschaft mit einer Weltwährung entwickeln.

Zudem wollte der SVP-Politiker in der Fragestunde des Nationalrates am Dienstag vom Bundesrat wissen, was die Landesregierung zu machen gedenke, falls Konferenz-Teilnehmer einreisen, die Probleme mit der Justiz haben. Bättig denkt dabei an Ex-US-Präsident Bush und seinen ehemaligen Verteidigungsminister Cheney, die Kriege angezettelt hätten.

Harmloses Uni-Seminar

Andere halten die privaten Bilderberg-Konferenz hingegen für unbedenklich. Sie ähnelten Uni-Seminaren, sagte einst Altbundesrat Couchepin, der mehrmals teilnahm. Die Verschwörungstheorien bezeichnete er als lächerlich. Und Altbundesrat Christoph Blocher meinte 2009 auf seinem TV-Sender «Teleblocher» über das Geheimtreffen: «Etwas Harmloseres» habe er noch nie gesehen.

Bilderberg-Konferenz

Die Konferenz wurde zum ersten Mal im Mai 1954 auf Einladung von Prinz Bernhard der Niederlande im Hotel de Bilderberg in Oosterbeek veranstaltet. Von diesem ersten Tagungsort übernahm sie den Namen. Das Treffen entstand aus der Befürchtung, dass Westeuropa und Nordamerika angesichts der Bedrohung durch den kommunistischen Ostblock zu wenig eng zusammenarbeiten würden. Bilderberg-Konferenzen dauern in der Regel drei Tage . Es werden vor allem Probleme der Weltwirtschaft und der internationalen Beziehungen besprochen. Die Gespräche münden nicht in eine Abschlusserklärung und werden auch nicht im Wortlaut veröffentlicht. Die letztjährige Konferenz fand im spanischen Sitges südlich von Barcelona statt.

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