Liechtensteiner Bank hängt Schweiz ab

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Konto online eröffnenLiechtensteiner Bank hängt Schweiz ab

Bei einer Liechtensteiner Bank kann neu per Webcam ein Konto eröffnet werden. In der Schweiz erlauben die Behörden solche Angebote noch nicht.

F. Lindegger
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F. Lindegger

Die Digitalisierung in der Bankenbranche schreitet weiter voran. Und Liechtenstein ist der Schweiz in einem Punkt zuvorgekommen: Personen mit Wohnsitz in Liechtenstein und der Schweiz können seit diesen Tagen bei der Liechtensteinischen Landesbank online ein Konto eröffnen, wie die Bank ihren Kunden mitteilt. Der Gang an den Schalter entfällt komplett, denn die nötige Identifikation erfolgt per Webcam am eigenen Computer. Nur wenige Minuten soll das Ganze dauern.

Banken mit Sitz in der Schweiz können diesen Dienst bisher nicht anbieten, da die Finanzmarktaufsicht Finma die Bedingungen für die Online-Identifikation noch nicht definiert hat. Diesen März soll dies allerdings geschehen. Die ersten Schweizer Banken stehen denn auch bereits in den Startlöchern. Die Valiant Bank etwa kündigte bereits an, künftig die Kontoeröffnung per Webcam anzubieten.

In Deutschland seit 2014 möglich

«Auf der Website gibt der Neukunde seine Daten ein und lässt sich danach mit jemandem aus dem Callcenter verbinden», erklärt Valiant-Sprecher Marc Andrey den geplanten Ablauf. Anschliessend müsse eine Schweizer ID oder ein Schweizer Pass in die Webcam gehalten werden. «Die ID oder der Pass wird dann über die Kamera gescannt und auf verschiedene Sicherheitsmerkmale überprüft. Gleichzeitig achten die Mitarbeitenden auf auffällige Verhaltensmuster», sagt Andrey zu 20 Minuten.

So könne man ausschliessen, dass gefälschte Pässe verwendet werden. Mit einer Bestätigung per Mausklick wird die Kontoeröffnung abgeschlossen. Zwei, drei Tage später hat der Kunde alle Dokumente und Bankkarten im Briefkasten. «Die digitale Identifikation per Webcam ist sehr sicher und hat sich im Ausland bereits bewährt», so Andrey. In Deutschland können Kunden auf diese Weise bereits seit 2014 ein Konto eröffnen.

Wird die Online-Kontoeröffnung auch in der Schweiz eingeführt, fällt eine weitere Dienstleistung weg, die bisher nur in den Bankfilialen möglich war. Weil die Kunden immer mehr zuhause erledigen, werden Filialen für viele Geschäfte zunehmend überflüssig. Zwischen 1990 und 2014 ging die Zahl der Bankfilialen gemäss dem Bundesamt für Statistik bereits von über 4000 auf noch rund 2500 zurück. Und dieser Trend dürfte anhalten.

«Kompetentere Kunden»

«In den nächsten Jahren dürften etwa 500 Filialen verschwinden», sagt Nils Hafner, Professor an der Hochschule Luzern, zu 20 Minuten. Ganz verschwinden werde die Filiale aber nicht. Auch, weil es weiterhin ein Kundenbedürfnis sei: «Eine kürzlich durchgeführte Umfrage zeigte, dass neun von zehn Personen sagen, dass es Bankfilialen brauche», so Hafner. Er erwartet allerdings in den kommenden drei Jahren eine Umwälzung hin zu Beratungsfilialen. «Alles, was lange Gespräche erfordert, etwa der Abschluss einer Hypothek, geschieht auch in Zukunft auf einer Bank.»

Trotz der Schliessung von Filialen geht Hafner nicht davon aus, dass es dadurch einen Job-Kahlschlag gibt. «Es kommt allerdings zu einer Veränderung der Jobprofile.» So würden zwar viele Aufgaben künftig in Callcentern abgewickelt, das bedeute aber auch, dass diese Jobs interessanter und anspruchsvoller würden. «Die Kunden werden immer kompetenter», sagt Hafner.

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