Mirakulöses Wachstum trotz Frankenstärke

Aktualisiert

KonjunkturMirakulöses Wachstum trotz Frankenstärke

Dem starken Franken zum Trotz dürfte das Wirtschaftswachstum in der Schweiz im ersten Quartal angehalten haben. Im weiteren Jahr wird sich die Konjunktur abkühlen.

Die Schweizer Wirtschaft brummt noch. Aber der starke Franken trübt die Konjunkturaussichten.

Die Schweizer Wirtschaft brummt noch. Aber der starke Franken trübt die Konjunkturaussichten.

Experten schätzen im Vorfeld der Publikation der BIP-Zahlen (Bruttoinlandprodukt) durch das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) die Konjunktur in der Schweiz immer noch positiv ein.

Im ersten Quartal 2011 dürfte die am Bruttoinlandprodukt gemessene Wirtschaftsleistung um 0,5 bis 1 Prozent gestiegen sein, wie es bei vier von der Nachrichtenagentur SDA befragten Banken hiess. Im vierten Quartal 2010 hatte das Wirtschaftswachstum nach den offiziellen Zahlen 0,9 Prozent und im dritten Quartal 0,8 Prozent betragen.

Grosse Widerstandsfähigkeit

Die gute Nachricht sei, dass die Exporte weiter zugenommen hätten, was angesichts des starken Frankens erstaunlich sei, sagte Bernard Lambert, Ökonom bei der Privatbank Pictet & Cie. Die Widerstandsfähigkeit der Schweizer Wirtschaft sei fast unglaublich.

Die begrenzte Wirkung der Frankenstärke rühre von der geografischen Positionierung der Schweizer Exportwirtschaft her. Diese habe sich je länger je mehr nach Asien ausgerichtet, wo die Nachfrage sehr dynamisch sei, stellte der Spezialist fest.

In den vergangenen zwölf Monaten stammte ein Drittel des Exportwachstums von China. Aber auch die anderen Länder Asiens und die Schwellenländer standen nicht nach. Ausserdem erfreut sich der wichtigste Handelspartner der Schweiz, Deutschland, einer starken wirtschaftlichen Gesundheit.

Starker Franken stützt Konsum

Die Nachfrage der Haushalte bleibe ein wichtiger Motor, sagte Adrien Pichoud, von der Privatbank Syz & Co. Und für die Inlandnachfrage spiele der starke Franken eher eine positive Rolle.

Der Wechselkurs habe die Hausse der Energie- und Rohstoffpreise begrenzt. Beispielsweise beim Erdöl sei der Preis an den Zapfsäule dadurch weniger stark gestiegen als in anderen Ländern, sagte Pichoud. Das Wirtschaftsklima sei günstig vor allem wegen des Rückgangs der Arbeitslosenzahlen und der anhaltend tiefen Inflation.

Die Investitionsausgaben dürften um weitere 3 Prozent gestiegen sein, schätzte Roland Duss von der Bank Gonet & Cie. Er sehe noch kein Anzeichen für eine Verlangsamung, fügte Lambert bei. Viele Beobachter seien in diesem Punkt wegen des starken Frankens aber vorsichtig.

Rückkehr zur Normalität

Unter den befragten Banken zeigte sich einzig Julius Bär leicht weniger zuversichtlich. Die Banker dort gehen von einem BIP-Wachstum von 0,5 Prozent aus. Der Rückgang von vorher 0,9 Prozent sei erstes Anzeichen, dass der starke Franken auf der Entwicklung laste, sagte David Meier.

Mit diesem Szenario rechnen auch andere Beobachter, allerdings erst in den kommenden Monaten. Neben der Frankenstärke dürfte sich auch eine gewisse Abkühlung der globalen Wirtschaft und der damit einhergehende Rückgang der Auslandsnachfrage bemerkbar machen. Eine mögliche Leitzinserhöhung durch die Schweizerische Nationalbank könnte darüber hinaus die Inlandnachfrage dämpfen.

Grund zur Sorge sieht allerdings niemand. Nach einer starken Erholung dank staatlichen Förderungsmassnahmen und grosser globaler Nachfrage stelle eine leichte Abkühlung die Rückkehr zur Normalität dar.

(sda)

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