Chefs sparen kreativNeue Wege, Angestellte zu melken
Lohnkürzungen und Kurzarbeit reichen offenbar bei einigen Unternehmen als Sparmassnahmen nicht mehr aus. Neue Methoden müssen her: Mit Gratisarbeit, Beschäftigung in anderen Bereichen und Ferienverzicht beschreiten CEOs neue Wege.
Not macht bekanntlich erfinderisch: Mittlerweile müssen sich Mitarbeiter weltweit mit zum Teil kuriosen Sparprogrammen herumschlagen. Vom Aufruf zur Gratisarbeit bis zur Beschäftigungstherapie ist fast alles dabei, berichtet «Financial Times Deutschland».
«Work for nothing» bei British Airways
Die 40 000 Mitarbeiter der Fluggesellschaft British Airways erhielten jüngst ein E-Mail von ihrem CEO Willie Walsh. Darin stellte er die finanzielle Situation der Airline dramatisch dar. Die Fluggesellschaft «kämpfe ums Überleben». Gleichzeitig bat er die Mitarbeiter ihren Teil zur Rettung beizutragen und auf Lohn zu verzichten. Sie sollen ein bis vier Wochen auf das Entgelt für die Arbeit verzichten. Er selbst verzichte auf seinen Juli-Lohn – rund 75'000 Euro. Diese Bitte des CEO wird kritisiert: Für einen Manager sei es einfacher auf einen Monatslohn zu verzichten als für eine Flugbegleiterin.
Beschäftigungstherapie für KLM-Piloten
Die niederländische Airline KLM schlägt andere Wege ein: Unterbeschäftigte Piloten sollen dem Bodenpersonal zur Hand gehen. Um dies den 2000 Piloten schmackhaft zu machen, bezeichnete die Führung das Programm als einen Blick «hinter die Kulissen». Die Gewerkschaft begrüsst diese Massnahme, da sie freiwillig ist und die Piloten weiterhin gleich entlöhnt werden. Die KLM erhofft sich dadurch weniger Zeitarbeiter einstellen zu müssen und so Kosten zu sparen. Bereits 100 Piloten hätten sich laut Angaben der Piloten-Gewerkschaft gemeldet. Die Piloten unterstützen ihre Kollegen in der Gepäckausgabe, in der Ankunftshalle wie auch in den Business-Class-Lounges.
Freiwilliger Ferienverzicht
Die Zukunft von Opel ist noch offen. Wahrscheinlich wird der kanadische Autozulieferer Magna den Konzern übernehmen. Um ihre Jobs bangen müssen die Opel-Angestellten trotzdem. Obwohl die Beschäftigungslage unsicher ist, bittet die Unternehmensleitung um Mehrarbeit – zumindest im Werk Rüsselsheim.
Normalerweise wären vom 20. Juli bis zum 7. August Werksferien geplant gewesen. Aber wegen Erfolgen des Models «Insignia» kürzt Opel auf freiwilliger Basis die Ferien der Rüsselsheimer um eine Woche. Damit soll die Nachfrage befriedigt werden. Gemäss einem Sprecher wird sich das finanziell für die Mitarbeiter nicht auszahlen: Die Überstunden sollen später, in ruhigeren Zeiten, abgebaut werden.
(scc/zac)