Steuerparadies SchweizNorwegischer Milliardär flüchtet in die Schweiz
Norwegen ist empört: Der Miliardär Stein Erik Hagen will in die Schweiz ziehen - neben seiner Familie hat er auch seinen Firmenhauptsitz im Gepäck. Der lächelnde Dritte dürfte der Kanton Zürich sein.
«Hagen drückt sich vor seinem Teil der Rechnung, indem er einfach abhaut!» polterte die norwegische Finanzministerin Kristin Halvorseng gegenüber der Zeitung «Aftenposten». Sie ist nicht die einzige, die so denkt. Das Thema ist im skandinavischen Staat in aller Munde: Stein Erik Hagen, steinreicher Miliardär, der sein Geld mit der Gründung der grössten Lebensmittelkette des Landes in den 1970er Jahren gemacht hat, will vor der norwegischen Vermögenssteuer flüchten.
In einer Talk-Show bekannte sich der 53-Jährige zu seinem Plan: «Wir haben seit längerem einen neuen Wohnort und Firmensitz im Ausland gesucht. Unsere Wahl ist auf Zürich gefallen.» Hagen habe es satt, die «persona non grata» zu geben, schliesslich habe er den Norwegern sehr viel Gutes getan: «Ich habe Forschung finanziert, Arbeitsplätze geschaffen und in wohltätige Projekte investiert. Zum Dank werde ich mit einer untragbaren Steuer bestraft!»
Finanzministerin: Hagen drückt sich vor der Verantwortung
Das sieht die norwegische Finanzministerin Kristin Halvorsen ganz anders: Sie findet, dass die Reichsten der Reichen gerade in wirtschaftlich schweren Zeiten ihren Teil beitragen sollten. «Dass gerade der zweitreichste Norweger sich vor dem Beitrag drückt, ist unhaltbar», sagte die Sozialistin gegenüber der Zeitung «Aftenposten».
Hagen hat seinen Firmensitz bereits nach Zürich verlegt, der Eintrag im Handelsregister lautet auf die Namen seiner norwegischen Geschäftspartner. Wo der Milliardär zusammen mit seiner Familie - die vier Kinder sind bereits im Erwachsenenalter - hinzieht, ist nicht bekannt. Doch in einem TV-Interview sagte Hagen, dass seine Tochter bereits eine «Unterkunft» im Kanton Zürich gefunden habe. Ob er ein Grundstück oder ein Haus erworben hat, bleibt offen.
Vom Paulus zum Saulus
Norwegische Unternehmer beklagen schon lange das einheimische Steuersystem, das unter der sozialdemokratischen Regierung, die vor vier Jahren an die Macht kam, vor allem für die höchsten Einkommensklassen sukzessive verschärft wurde. Als vor zwei Jahren die Vermögenssteuer in Schweden massiv gesenkt wurde, versprach Milliardär Hagen in einem Interview, dass er kein Steuerflüchtling werden wolle. Nun hat es sich der zweitreichste Norweger wohl anders überlegt.