Novartis fordert klares Nein der Wirtschaftsbosse

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DurchsetzungsinitiativeNovartis fordert klares Nein der Wirtschaftsbosse

Konzernchefs sollten persönlich hinstehen und Nein zur Durchsetzungsinitiative sagen. Das verlangt der Basler Pharmariese Novartis.

Novartis-Chef Joe Jimenez ist US-Amerikaner und appelliert an die Schweizer, die Durchsetzungsinitiative der SVP abzulehnen. «Ich hoffe, dass die Schweizer sich überlegen, wie sie handeln», sagte Jimenez am Mittwoch. Bislang scheuten vor allem ausländische Wirtschaftsführer davor zurück, sich in Abstimmungen der Schweizer einzumischen. Doch nun sieht er die Zeit gekommen, um zu handeln. Mehr noch fordert Novartis auch andere Persönlichkeiten aus der Wirtschaft dazu auf.

«Nicht nur Verbände, sondern auch Personen müssen hinstehen und sich zu einem Nein bekennen», sagt Novartis-Chefjurist Felix Ehrat. Denn in der Öffentlichkeit würden Wirtschaftschefs mehr Wirkung als Verbandsführer erzielen. Die Wirtschaft sei jedoch zu spät aufgewacht. Ehrat zählt zu den zwei einzigen Schweizern in der Novartis-Konzernleitung.

Zwei Drittel der Angestellten sind Ausländer

Nach der Minder- und der Masseneinwanderungsinitiative reicht es dem Pharmariesen. Der Weltkonzern sieht den Wirtschaftsstandort Schweiz in Gefahr. Er beschäftigt in der Schweiz 13'000 Angestellte, zwei Drittel davon sind Ausländer. «Wir sind darauf angewiesen, dass wir Ausländer beschäftigen können und für sie auch attraktiv bleiben», erklärt Novartis-Schweiz-Chef André Wyss. Rechtssicherheit sei ein wesentlicher Standortfaktor, genau dieser sei aber durch die Durchsetzungsinitiative gefährdet. Es sei mehr und mehr fraglich, ob man sich auf die Schweiz noch verlassen könne.

Novartis-Chef Jimenez befürchtet nicht primär, dass die vom Konzern in der Schweiz angestellten Ausländer wegen begangener Verbrechen ausgeschafft werden könnten. Seine Sorge ist vielmehr, dass Ausländer wegen der zunehmenden Repressalien gar nicht erst mehr in der Schweiz arbeiten wollen.

Verständnis für Besorgnis

Der Novartis-Chef äusserte dennoch Verständnis für die Durchsetzungsinitiative. «Eine solche Reaktion ist nicht ungewöhnlich und ganz und gar verständlich», sagt Jimenez. Angesichts der Flüchtlingskrise sei die aktuelle Stimmung nachvollziehbar.

Der Dachverband der Chemie- und Pharmaindustrie, Scienceindustries, hat sich erst vor wenigen Tagen für ein Nein der Durchsetzungsinitiative ausgesprochen. Und zwar erst auf Drängen von Novartis, Roche und anderen Basler Konzernen. Der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse sowie der Pharmaverband Interpharma sprechen sich ebenso für ein Nein zur Initiativ aus, über die am 28. Februar abgestimmt wird.

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