TestphaseOrange und Sunrise arbeiten am Einheitsnetz
Die beiden Telekomanbieter Orange und Sunrise prüfen eine Zusammenlegung ihrer Mobilfunknetze. Erste Tests laufen bereits. Es ist nicht der erste Versuch.

Ein Orange und Sunrise-Logo kleben an der Scheibe eines Telekomanbieters in Bern. Die beiden Mobilfunkanbieter prüfen derzeit die Machbarkeit eines gemeinsamen Handynetzes.
Über Wochen hielten sich die Gerüchte in der Branche, nun wurden sie bestätigt: Die beiden Mobilfunkanbieter Orange und Sunrise prüfen ein gemeinsames Handynetz. In einem internen Schreiben, das der Westschweizer Branchenplattform Scal.ch vorliegt, informierte Orange-Technologiechef Johan Hall alle Mitarbeitenden, dass ein «Network Sharing» getestet werde.
«Dies sind erste Tests, die zeigen sollen, ob und in welcher Form eine Zusammenlegung der beiden Mobilfunknetze möglich ist», bestätigt Orange-Sprecherin Therese Wenger auf Anfrage von 20 Minuten. Entsprechende Aufträge an die Netzwerklieferanten seien erteilt worden. Bei Orange ist dies die schwedische Firma Ericsson, bei Sunrise der chinesische Netzwerkspezialist Huawei. «Da wir verschieden Lieferanten haben, müssen beide die technische Machbarkeit prüfen», sagt Sunrise-Sprecher Roger Schaller zu 20 Minuten.
Beide Sprecher betonen aber, dass es sich hierbei vorerst nur um technische Tests handle. «Wir möchten herausfinden, ob ein Einheitsnetz überhaupt möglich ist», sagt Wenger. Nicht äussern wollten sich die beiden Mobilfunkanbieter dazu, in welchen Regionen getestet wird und wann mit Ergebnissen zu rechnen ist.
Synergien nutzen
Für den Telekomexperten Ralf Beyeler des Vergleichdienstes Comparis würde ein Einheitsnetz aber durchaus Sinn machen, um gegenüber dem Branchenriesen Swisscom Boden gut zu machen. Swisscom besitzt zurzeit 60 Prozent des Marktanteils, die restlichen 40 Prozent teilen sich Orange und Sunrise etwa zur Hälfte. Dazu ist die Aufrüstung der Handynetze auf den neuen 4G-Standard für jeden der Anbieter äusserst kostspielig.
«Orange und Sunrise hätten den Vorteil, dass sie Synergien nutzen und somit Kosten sparen könnten», sagt Beyeler zu 20 Minuten. Der Kunde hingegen würde von einer tendenziell besseren Netzwerkabdeckung profitieren. «Als moderner Telekomanbieter muss man sich solche Gedanken machen», ist der Comparis-Experte überzeugt.
Das zeigt auch die europaweite Entwicklung. Bereits 2012 legte die britische Mobilfunkgesellschaft Vodafone ihre Netze in Deutschland, Spanien, Irland und Grossbritannien mit der spanischen Telefónica zusammen. Und in England bildete Orange mit der deutschen Telekom ein Einheitsnetz. Einen Schritt weiter gehen die beiden deutschen Telekommunikationsunternehmen O2 und E-Plus, die vor kurzem die Fusion bekanntgaben.
Sparpotenzial in den Randregionen
Eine Fusion ist für Orange und Sunrise aber derzeit kein Thema. Eine solche wurde bereits im Jahr 2010 von der Wettbewerbsbehörde abgeschmettert. Ein Jahr zuvor führten die beiden Anbieter jedoch schon einmal konkrete Gespräche über ein Einheitsnetz. Man könne so rund jede vierte Antenne einsparen, war damals die Hoffnung.
Grosses Sparpotenzial sieht Beyeler in dieser Hinsicht heute nur noch in den Randregionen, da in den Städten die Kapazitätsgrenze längst erreicht sei. «Doch gerade in dünn besiedelten Regionen in den Bergen oder im Jura, dürften die Anbieter von einer Zusammenlegung besonders profitieren», so der Telekomexperte.