SNB ändert Euro-Mindestkurs nicht

Aktualisiert

Nach EZB-EntscheidSNB ändert Euro-Mindestkurs nicht

Die Schweizerische Nationalbank hat sich dazu entschlossen, ihrer geldpolitischen Linie treu zu bleiben. Leitzins und Euro-Mindestkurs bleiben unverändert.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) schätzt die Lage der Schweizer Wirtschaft etwas weniger optimistisch ein. Sie bleibt daher bei ihrer aussergewöhnlichen Geldpolitik mit einem Leitzins von nahe 0 Prozent und einem Euro-Mindestkurs von 1,20 Franken.

Auch gut ein Jahr nach Bekanntgabe des Mindestkurses will ihn die SNB mit aller Konsequenz durchsetzen. Sie sei weiterhin bereit, dazu Devisen in unbeschränkter Höhe zu kaufen, teilte die SNB am Donnerstag mit.

SNB-Präsident Thomas Jordan sagte in Interviews mit dem Schweizer Fernsehen SF und Schweizer Radio DRS, er sei überzeugt, dass dies die richtige Politik ist. «Alles andere wäre nicht gut für die Schweiz.» Im Moment gebe es keine Alternative zum Mindestkurs und es bestehe kein Grund, um über einen Ausstieg zu diskutieren.

Der Druck auf den Franken sei im Moment geringer als auch schon. Rein ökonomisch gesehen müsste sich der Franken weiter abschwächen, wenn sich die Situation in Europa weiter entspanne. Für Entwarnung sei es aber zu früh.

Weiterhin überbewertet

Eine Aufwertung des Frankens mit ihren schwerwiegenden Folgen für die Preis- und Wirtschaftsentwicklung in der Schweiz will die SNB nicht zulassen. Denn der Franken sei weiterhin überbewertet und belaste die Schweizer Wirtschaft.

So kürzte die SNB ihre Prognose für das Wachstum des Bruttoinlandproduktes (BIP) im laufenden Jahr auf rund 1,0 Prozent. Bei der letzten geldpolitischen Lagebeurteilung im Juni war sie noch von rund 1,5 Prozent ausgegangen.

Inzwischen wurde aber bekannt, dass das BIP bereits im zweiten Quartal um 0,1 Prozent leicht geschrumpft ist. Zudem nahm auch die Arbeitslosigkeit etwas zu. Die Abwärtsrisiken für die Schweizer Wirtschaft bleiben laut SNB mit Blick auf die verletzliche globale Konjunktur hoch.

Keine Inflationsgefahr

Um die Kreditvergabe maximal zu begünstigen und damit den Wirtschaftsmotor auf Touren zu halten, belässt die SNB das Zielband für ihren Leitzins, den Drei-Monats-Libor, bei 0 bis 0,25 Prozent. Am Donnerstag stand dieser Satz bei 0,046 Prozent.

Obwohl sich die Banken weiterhin fast zum Nulltarif Geld bei der SNB leihen können, ist laut den Währungshütern die Preisstabilität auf absehbare Zeit gewährleistet.

Die Inflationsgefahren hätten sogar noch etwas abgenommen: Im laufenden Jahr werde die Teuerung -0,6 (Prognose vom Juni: -0,5) Prozent betragen. Für das nächste Jahr rechnet die SNB mit einem Anstieg der Konsumentenpreise um 0,2 ( 0,3) Prozent und für 2014 mit 0,4 ( 0,6) Prozent.

Weiterhin sehr aufmerksam verfolgen will Jordan den Wohnungsmarkt. Die Dynamik bei der Hypothekenvergabe berge weiterhin Risiken. Allerdings hätten sich das Volumenwachstum und die Preisentwicklung teils abgeflacht, sagte Jordan.

Euro leicht stärker

Ökonomen hatten damit gerechnet, dass die SNB ihre Geldpolitik nicht ändert. Der Euro stieg dennoch von 1,2095 auf bis zu 1,2133 Franken. Die Gemeinschaftswährung profitierte vom positiven Urteil des deutschen Verfassungsgerichts zum Euro-Rettungsschirm ESM und von den Wahlen in den Niederlanden, wo Euro-skeptische Parteien zu den Verlierern zählten.

Händler gingen zudem davon aus, dass die US-Notenbank am Abend eine weitere geldpolitische Lockerung ankündigen würde. Vergangenen Freitag war der Euro erstmals seit Mitte März über 1,21 Fr. gestiegen. Der Kurs reagierte auf die Ankündigung der Europäischen Zentralbank (EZB), sie sei bereit, unbeschränkt Anleihen kriselnder Euro-Staaten am Markt aufzukaufen, um deren Zinslast zu reduzieren.

Jordan sprach von wichtigen Entscheiden in der Euro-Zone für Instrumente, um die Krise bewältigen zu können. Es liege nun in den Händen der Regierungen, diese Instrumente richtig einzusetzen, um Vertrauen zurückzugewinnen, die Budgets zu verbessern und strukturelle Reformen vorzunehmen.

(sda)

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