Unternehmer mit HerzSawiris verliert Millionen für Andermatt
200 Millionen Franken Verlust – Orascom-Chef Samih Sawiris sieht das nicht so tragisch und sagt, weshalb es dem Unternehmen besser geht, als es die Zahlen zeigen.
Mit der Entwicklung in Andermatt ist Resort-Entwickler Samih Sawiris nur bedingt zufrieden. Das Geschäft entwickelt sich nicht so schnell, wie es der Investor gern hätte. Aber immerhin gehe es linear aufwärts, sagt er im Interview mit der «Aargauer Zeitung» (AZ).
Das Hotel Chedi habe im letzten Winter einen «schönen Sprung» vorwärts gemacht, bald werde man Ausgaben und Einnahmen ausgleichen. Die Bilanz bleibe damit aber noch im roten Bereich wegen Abschreibungen und Zinszahlungen.
Millionenverluste wegen Ganzjahresbetrieb
Eine Knacknuss bleibt die Nebensaison. Sawiris will sein Hotel nicht temporär schliessen, wie es viele andere tun. Das würde zwar das finanzielle Ergebnis verbessern, aber Sawiris gibt an, er wolle helfen, dass sich im Dorf ein «normales Leben» entwickeln kann.
Wenn der «Grossteil der örtlichen Wirtschaft» zumache, kämen nur Saisonarbeiter, aber keine Familien. Er finde dann beispielsweise keine Kellner, die sich in Andermatt einleben und ihre Kinder dort zur Schule schicken. «Ich bin bereit dafür am Anfang ein paar Millionen zu verlieren, damit sich das Dorf entwickeln kann», sagt Sawiris. Langfristig werde sich das für alle auszahlen, gibt sich der Ägypter überzeugt.
Sorge um Schweizer Tourismus
Er warnt, der Schweizer Tourismus könnte im internationalen Vergleich weiter abrutschen. Punkto Wettbewerbsfähigkeit fiel die Schweiz in einer Untersuchung des WEF bereits auf Rang 10 zurück. Bald könnte es nur noch Rang 20 sein und «irgendwann ist es vorbei mit dem Tourismus».
Die Behörden des Landes seien hier gefordert, Wege zu finden, wie sie helfen können. Das fange bei Arbeitsbewilligungen an. «Ich musste letztes Jahr mein Japan-Restaurant für zwei Monate schliessen, weil ich für den japanischen Chef keine Arbeitsbewilligung bekam.»
«Reine Papierverluste»
Der Hotelkonzern Orascom hat letzte Woche vor einem 200-Millionen-Franken-Verlust gewarnt. Im AZ-Interview sagte Sawiris, das seien «reine Papierverluste», die durch Bilanzregeln entstehen.
Weil das ägyptische Pfund abwertete und der Konzern in US-Dollar bilanziert, mussten die Schulden der ägyptischen Orascom doppelt so hoch bewertet werden. «In der Realität aber läuft mein Geschäft in Ägypten durch die Abwertung besser», sagt Sawiris der AZ.
So habe das Resort El Gouna schon im letzten Jahr wieder das Niveau von 2010 erreicht, als der Tourismus auf dem Höhepunkt war. Das Gesamtresultat für Orascom in Ägypten konnte trotzdem nicht ans Rekordjahr anknüpfen. Sawiris macht dafür unter anderem Reisebeschränkungen für das Resort Taba Heights verantwortlich. Deutsche und Engländer dürfen den Ort auf der Halbinsel Sinai nicht anfliegen.
Hirnwäsche für tolerante Ägypter
Nach dem Attentat auf ein russisches Passagierflugzeug Ende 2015 hatten mehrere Länder ihren Fluggesellschaften verboten, den Sinai anzufliegen. Erst am Wochenende hatte der IS zwei Attentate auf Kirchen in Ägypten verübt. Trotzdem werde er als Christ Ostern offen feiern, antwortet Sawiris beinahe entrüstet auf eine entsprechende Frage.
Die Attentate der vergangenen Jahre hätten das Bild des Landes verzerrt. Aber der Alltag im Land ist so: «95 Prozent der Muslime stören sich nicht an unserer Religion, an unserer Tradition.» Die Schuld für die Attentate sieht der koptische Christ bei ultrakonservativen Eiferern aus Saudiarabien. Diese hätten viel Geld aufgewendet, «um ägyptischen Muslimen das Gehirn zu waschen». Insgesamt seien die Ägypter aber nach wie vor tolerant.