Schwarzgeld fliesst von der Schweiz in die USA

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SchlupflochSchwarzgeld fliesst von der Schweiz in die USA

Die Genfer Privatbank UBP spürt die Sogwirkung der USA als Offshore-Paradies. Laut dem Bank-Chef fliesst unversteuertes Geld aus Lateinamerika von der Schweiz ab.

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Die Genfer Privatbank Union Bancaire Privée (UBP) sieht einen Abfluss von unversteuerten Kundengeldern aus Lateinamerika in Richtung USA.
Schätzungen zufolge sollen einst über 1500 Milliarden Franken Schwarzgeld in der Schweiz gebunkert worden sein.
Vom Schweizer Bankgeheinis hat auch die Schweizer Luxushotellerie profitiert. Im Bild: Das Beau Rivage Palace Hotel in Lausanne.
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Die Genfer Privatbank Union Bancaire Privée (UBP) sieht einen Abfluss von unversteuerten Kundengeldern aus Lateinamerika in Richtung USA.

Keystone/Salvatore di Nolfi

In der Schweiz wird es für ausländische Steuerhinterzieher wegen des bevorstehenden automatischen Informationsaustausches und der Rechtshilfeabkommen immer ungemütlicher. Das spüren auch die Privatbanken: «Wir sehen einen Abfluss von lateinamerikanischen Kundengeldern aus der Schweiz in die Vereinigten Staaten», sagt UBP-Chef Guy de Picciotto im Interview mit der «Handelszeitung». Zudem drängen viele Banken ihre Kunden, unversteuerte Gelder zu legalisieren.

Der Hauptgrund für den Geldabfluss liegt laut de Picciotto im automatischen Informationsaustausch. Er zwinge Kunden zu regularisieren oder sich nach Alternativen umzuschauen, erklärt der UBP-Chef. Er gibt ein Beispiel: «Da der Informationsaustausch zwischen den USA und Brasilien inexistent ist, sehen die Kunden eine Gelegenheit, ihr undeklariertes Vermögen in den Vereinigten Staaten zu buchen.»

«Schlupfloch wird sich schliessen»

Der 56-jährige Genfer Bankier ist allerdings überzeugt, dass sich dieses Schlupfloch schliessen wird. «Ich bin mir sicher, dass auch die USA längerfristig einen gleichwertigen und gegenseitigen Informationsaustausch einführen werden.» Anfang Jahr hat sich UBP im Steuerstreit mit dem amerikanischen Justizministerium geeinigt und eine Busse in der Höhe von 188 Millionen Dollar bezahlt. Nach Abschluss des Steuerprogramms will die Bank nun ihr Beratungsgeschäft für US-Vermögen ausbauen. «Der nächste Schritt besteht darin, in den Vereinigten Staaten selbst Investment-Beratung anzubieten», sagt Guy de Picciotto.

Schätzungen zufolge sollen einst über 1500 Milliarden Franken Schwarzgeld in der Schweiz gebunkert worden sein. Der Broker Helvea ging in eine Studie von 2009 davon aus, dass rund 80 Prozent der aus der EU stammenden und in der Schweiz gebunkerten Vermögen nicht versteuert waren. Allein auf Deutschland entfielen 193 Milliarden, auf Italien 185 Milliarden und auf Grossbritannien 60 Milliarden.

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