MobilitätSchweiz soll Benziner und Dieselautos verbieten
Die Grünen fordern ein Verbot neuer Diesel- und Benzinfahrzeuge in der Schweiz ab 2025. Bürgerliche Politiker sind skeptisch.
Ab 2040 werde Grossbritannien den Verkauf neuer Diesel- und Benzinfahrzeuge verbieten, sagte der britische Umweltminister gestern. Zum Klimaschutz sollten auch Hybridautos, die sowohl über einen Elektro- als auch über einen Benzin- oder Dieselmotor verfügen, nicht mehr zugelassen werden. Auf britischen Strassen seien dann nur noch Elektroautos erlaubt.
Frankreich hatte kürzlich ebenfalls ähnliche Verbote ab 2040 angekündigt. In Norwegen sollen ab 2025 gemäss Verkehrsplan-Entwurf der Regierung nur abgasfreie Fahrzeuge verkauft werden dürfen. In Indien möchte der Energieminister erreichen, dass 2030 nur noch Elektroautos auf den Strassen fahren.
Auch in der Schweiz sieht man Handlungsbedarf. Regula Rytz, Parteipräsidentin der Grünen, fordert ein Verbot von Diesel- und Benzinfahrzeugen in den nächsten zehn bis fünfzehn Jahren. «Ab dann sollen in der Schweiz keine Neuwagen mit Verbrennungsmotoren mehr importiert werden. Die abgasfreie Mobilität wird die europäische Automobilindustrie umgekrempeln.
In diesem Prozess sollten die Schweiz eine Pionierrolle einnehmen und nicht den anderen europäischen Ländern hinterherhinken», sagt Rytz. Die Schweiz habe keine Automobilindustrie und könne als Kundin wichtige Marktsignale senden. Schon 1986 sei die Schweiz mit gutem Beispiel vorangegangen. Damals hat sie als erstes Land im Alleingang den Katalysator eingeführt.
Vorstoss im Parlament eingereicht
Sorgen, dass Besitzer von Diesel- und Benzinautos von einem auf den anderen Tag enteignet würden, brauche sich niemand zu machen, sagt Rytz. «In einem ersten Schritt würde die Zulassung von Neuwagen geregelt, die bestehenden Fahrzeuge aber dürften bis zur Ausmusterung weiterfahren.» Schon heute hätten europäische Städte Umweltzonen eingerichtet, in denen keine Dieselfahrzeuge mehr verkehren dürften.
Rytz ist überzeugt, dass auch die Bevölkerung das Umschwenken auf Elektromobilität unterstützt. «Das deutliche Ja zur Energiestrategie hat gezeigt, dass die Leute etwas verändern wollen und bereit sind, sich von der fossilen Mobilität zu verabschieden.» Autos mit Verbrennungsmotoren seien ja nicht nur klimaschädlich, sondern verbreiteten auch krebserregende Feinpartikel und gesundheitsschädigende Schadstoffe.
In einem nächsten Schritt will Rytz ihre Forderung in die Verkehrs- und Umweltkommission einbringen. Bundespräsidentin Doris Leuthard muss sich schon heute damit beschäftigen. Der Grüne Nationalrat Balthasar Glättli hat in einer Motion den Bundesrat damit beauftragt, die rechtlichen Grundlagen zu schaffen, damit ab 2025 in der Schweiz keine Personenwagen mit Verbrennungsmotoren neu zugelassen werden.
Offene Fragen bei Elektroautos
Auch FDP-Nationalrat Thierry Burkart ist überzeugter Verfechter der Elektromobilität. Dennoch hält er nichts von einem Verbot von Diesel- und Benzinfahrzeugen. «Wir dürfen keine Technologien verbieten, sondern müssen Innovation ermöglichen und vorantreiben.» Dann nämlich würde sich die E-Technologie von selbst durchsetzen. Eine erfolgreiche Zukunft sei ihr gewiss. Es sei auch naiv zu glauben, dass der gesamte Verkehr bis 2040 elektrifiziert sein könne. Entsprechend käme ein Verbot einer Massenenteignung gleich, was inakzeptabel sei.
Andreas Burgener, Direktor vom Importeur-Verband Auto-Schweiz, glaubt, dass die Verkäufe von Elektroautos in den kommenden Jahren aufgrund der strengeren CO2-Grenzwerte deutlich zulegen werden. Ein Verbot lehnt aber auch er ab. «Solche Forderungen müssen realisierbar sein und noch gibt es viele offene Fragen bezüglich der Elektromobilität. Etwa woher die Energie stammt oder wie sie zum Fahrzeug gelangt», so Burgener.