Vom Käufer reingelegtSchweizer Firma liefert Stoff für Crystal Meth
Eine Walliser Chemiefabrik hat einem deutschen Händler tonnenweise Chlorephedrin geliefert. Was sie nicht wusste: Daraus sollt Crystal Meth hergestellt werden.

Die Chemiefirma Valsynthese in Brig VS.
Er gilt als der grösste Crystal-Meth-Fall Europas: 2,9 Tonnen Chlorephedrin haben die Staatsanwaltschaft Leipzig, das deutsche Bundeskriminalamt und tschechische Ermittler im letzten November sichergestellt, ein Dutzend Mitglieder des Drogenrings wurden verhaftet. Mit dem beschlagnahmten Stoff hätte Crystal Meth im Wert von 184 Millionen Euro produziert werden können.
Das Chlorephedrin, das zur Herstellung des Crystal Meths hätte dienen sollen, stammte aus der Schweiz, wie die «NZZ am Sonntag» berichtet. Ein ostdeutscher Händler hatte bereits im Jahr 2013 4,1 Tonnen des Stoffs bei der Firma Valsynthese aus Brig VS bestellt und in Drogenlabors in Tschechien weiterverkauft.
Firma will Kontrollen verschärften
Valsynthese hat mit Raymond Loretan einen prominenten Verwaltungsratspräsidenten: Er hat bis zu seinem Rücktritt im Mai auch die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft SRG präsidiert und kandidiert nun im Kanton Genf als CVP-Kandidat für den Ständerat.
Zum Drogenfall sagt Loretan der «NZZ am Sonntag»: «Der Verwaltungsrat ist in operative Fragen nicht involviert.» Zuständig für das Geschäft sei die Direktion von Valsynthese gewesen. Aus dem Fall werde man nun Konsequenzen ziehen und die Kontrollen verstärken.
Vor der Lieferung des Chlorephedrins hatte die Walliser Chemiefirma sich offenbar bei der Heilmittelkontrolle Swissmedic abzusichern versucht. Der Stoff untersteht in der Schweiz nicht dem Betäubungsmittelgesetz und kann ohne Bewilligung verkauft werden. Swissmedic-Sprecher Lukas Jaggi sagt zur Zeitung: «Wir wiesen die Firma auf die potenziell missbräuchliche Verwendung von Chlorephedrin hin und empfahlen ihr, den Käufer zu überprüfen und die beabsichtigte Weiterverwendung des Stoffs abzuklären.»
Mit gefälschtem Vertrag getäuscht
Das hatte Valsynthese auch getan: Bestimmt sei die Chemikalie für Forschungszwecke, hatte der Händler den Wallisern weisgemacht. Ein Vertrag mit dem Endabnehmer, den er dem Schweizer Unternehmen vorlegte, war offenbar eine Fälschung. Den ostdeutschen Händler hat die Walliser Firma nun wegen Betrugs angezeigt. Loretan: «Valsynthese ist Opfer dieses Falls. Die Firma wurde vom Käufer missbraucht.»
Die Droge ist in der Schweiz ein Randphänomen, in Osteuropa und in Ostdeutschland ist sie jedoch weit verbreitet. Sie steigert die Leistungsfähigkeit, macht jedoch stark abhängig. Bekannt wurde Crystal Meth vor allem durch die beliebte US-Serie «Breaking Bad», in der es um den krebskranken Chemielehrer Walter «Heisenberg» White geht, der die Droge herstellt.