Seco-Fall: IT-Firma geht zu Ex-CEO auf Distanz

Aktualisiert

KorruptionsaffäreSeco-Fall: IT-Firma geht zu Ex-CEO auf Distanz

Im Seco-Skandal hat die Bundesanwaltschaft die Untersuchung auf weitere Personen ausgedehnt. Die involvierte IT-Firma hat einen der Beschuldigten aus dem Verwaltungsrat entlassen.

von
S. Spaeth
Die IT-Firma Fritz & Macziol hat sich von ihrem langjährigen Verwaltungsrat getrennt.

Die IT-Firma Fritz & Macziol hat sich von ihrem langjährigen Verwaltungsrat getrennt.

Die in den mutmasslichen Korruptionsfall involvierte Informatikfirma Fritz & Macziol (Schweiz) geht zu ihrem ehemaligen CEO auf Distanz: Dieser ist per 13. Februar 2014 aus dem Verwaltungsrat ausgeschieden, wie ein Änderung im Handelsregister zeigt.

Mitte November des letzten Jahres liess die Firma verlauten, E. sei neu verantwortlich für den Standort Singapur. Diesen Job hat der langjährige Schweiz-CEO aber nicht mehr inne. 20 Minuten weiss aus zuverlässiger Quelle, dass Fritz & Macziol den Ex-Kadermann freigestellt hat. E. sei wegen der Vorwürfe vor rund zwei Wochen in der Schweiz zurückgekehrt und kooperiere im Verfahren mit den Behörden, teilt sein Anwalt mit. E. befindet sich auf freiem Fuss.

Weitere Person in Haft

Die Zeitungen «Bund» und «Tages-Anzeiger» hatten in ihren Samstagsausgaben über eine zweite Verhaftung in der Seco-Affäre berichtet. «Die Strafuntersuchung wurde auf zwei weitere Personen ausgedehnt. In Bezug auf eine dieser Personen wurde die Untersuchungshaft beantragt», teilte die Bundesanwaltschaft auf Anfrage von 20 Minuten mit. Weitere Angaben machte die Sprecherin nicht.

Beim Inhaftierten dürfte es sich um den Gründer und langjährigen Geschäftsführer R. handeln. Er hatte die Firma im Herbst 2013 offiziell wegen «unterschiedlicher Kultur- und Strategie-Ansichten» verlassen. Im Jahr 2005 verkaufte er die von ihm gegründete Unternehmung der deutschen Fritz & Macziol Gruppe. Zuletzt war R. fürs Grosskundengeschäft eines Konkurrenzunternehmens tätig

Kunden informiert

Für die in die Klüngelei verwickelte Fritz & Macziol (Schweiz) hat sich die Lage mit der Ausweitung der Untersuchung nochmals verschärft. Man überlegt sich laut Insidern eine Strafanzeige gegen die ehemaligen Verantwortlichen. Eine Sprecherin wollte dies am Samstag auf Anfrage von 20 Minuten nicht kommentieren. Fritz & Macziol hatte kürzlich die Kunden in einem E-Mail über die mögliche Verstrickung in die Affäre informiert.

Die mutmassliche Korruptionsaffäre im Staatssekretariat für Wirtschaft war vor über zwei Wochen aufgedeckt worden. Ein Ressortleiter soll zusammen mit Komplizen beim IT-Unternehmen Fritz & Macziol sowie einer Tochterfirma korrupte Geschäfte getätigt haben. Der Ressortleiter wurde bereits verhaftet.

Dem IT-Unternehmen sollen überteuerte Aufträge zugeschanzt worden sein. Im Gegenzug soll der Ressortleiter Geschenke wie etwa VIP-Tickets für Fussballspiele angenommen haben. Für alle im Artikel erwähnten Personen gilt die Unschuldsvermutung.

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