Schweizer SmartwatchSelbst Uhren-Boss Biver ist vom Erfolg überrascht
Die Mitarbeiter bei TAG Heuer schieben Sonderschichten. Bereits liegen 100'000 Bestellungen für die Smartwatch vor. Nun wird der Schweizer Verkaufsstart vorgezogen.
Es ist eine der wenigen Smartwatches, die aussieht wie eine echte mechanische Uhr: die Carrera Connected des Schweizer Uhrenherstellers TAG Heuer. Anfang November wurde die mithilfe von Google und Intel gebaute Edel-Smartwatch mit viel Pomp und Prominenz in New York vorgestellt. Nur einen Monat später zeigt sich: Die Uhr ist ein Erfolg. Bei TAG Heuer sind bereits knapp 100'000 Bestellungen für die Smartwatch eingegangen, wie «Bloomberg» berichtet. TAG Heuer gehört zum Imperium des französischen Luxusgüterkonzerns LVMH.
Derzeit bauen die Uhrmacher im Werk von TAG Heuer wöchentlich 1200 Stück der Smartwatch mit Android-Software. Wegen der grossen Nachfrage wird die Kapazität nun auf 2000 Modelle pro Woche hochgeschraubt. Die Uhr kostet rund 1400 Franken. «Die grosse Nachfrage nach der Uhr hat mich überrascht. Ich hatte mit 25'000 Stück im ersten Monat gerechnet», sagt Jean-Claude Biver, Chef der LVMH-Uhrensparte CEO von TAG Heuer, zu 20 Minuten. Nun habe man viermal mehr Bestellungen. Der Erfolg der Uhr liegt laut Biver darin, dass die Carrera Connected die erste Smartwatch ist, die vollumfänglich wie eine traditionelle Schweizer Uhr aussieht.
Die aus Titanium hergestellte Uhr verfügt über drei verschiedene digitale Zifferblätter. Der Display-Hintergrund lässt sich wie bei einem Smartphone anpassen. Wie bei der Apple Watch können die Nutzer auch bei der TAG-Heuer-Smartwatch Apps benutzen. Ausserdem verfügt die Uhr über Funktionen wie eine Stoppuhr, einen Timer und einen Alarm.
Schweizer Verkaufsstart vorgezogen
Die grösste Nachfrage nach der Edel-Smartwatch kommt aus den USA, gefolgt von Japan, Grossbritannien und Deutschland. Gross ist das Interesse an der Connected auch in der Schweiz: «Wegen der Nachfrage haben wir uns entschlossen, die Uhr noch dieses Jahr in der Schweiz zu lancieren», sagt Biver zu 20 Minuten. Der Start erfolgt schon am kommenden Montag – rund eineinhalb Wochen vor Weihnachten. Laut Biver konkurrenziert die Carrera Connected den Verkauf der normalen TAG-Heuer-Kollektion nicht. «Das war auch eine Überraschung», sagt Biver, der seit vielen Jahren in Uhrenbusiness zu Hause ist und die Edelmarke Hublot zum Erfolg gebracht hat.
Wegen der grossen Nachfrage wird die Uhr zunächst nicht online verkauft, sondern lediglich in den Uhrenläden. Zudem plant TAG Heuer noch edlere Varianten der Uhr. Laut Biver könnten Ende des kommenden Jahres Goldmodelle oder solche, die mit Diamanten besetzt sind, in den Handel gelangen. Einzigartig im aktuellen Smartwatch-Umfeld ist die Option, dass TAG-Heuer-Kunden die Uhr nach Ablauf der zweijährigen Garantiefrist gegen einen Aufpreis gegen eine klassische Carrera-Uhr eintauschen können.
Mehr Swissness
Die Carrera-Connected-Uhr wird derzeit in den USA bei Intel fertig zusammengebaut. Aus dem TAG-Heuer-Werk in La Chaux-de-Fonds stammen unter anderem das Gehäuse und das Uhrwerk, Mikroprozessor und Software lieferten Intel und Google. TAG-Heuer-CEO Biver strebt aber noch mehr Swissness an: «2016 werden wir dank eines Technologietransfers von Intel auch den Prozessor in der Schweiz einbauen.» Die Connected kann sowohl mit einem iPhone als auch mit einem Android-Smartphone verbunden werden.