Spekulanten treiben wieder die Preise

Aktualisiert

Ölpreis-TiefSpekulanten treiben wieder die Preise

In der ersten Hälfte dieses Jahres jagte der Ölpreis von Rekord zu Rekord. Händler an den Rohstoffmärkten hielten gar einen Preis von 200 Dollar für möglich. Nun hat sich das Blatt gewendet - spekuliert wird auf tiefe Preise.

Nach dem Rekordhoch von über 147 Dollar Mitte Juni liegt der Barrel-Preis heute, wenige Monate später, nur noch bei etwa 58 Dollar. Dies obwohl die Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) ab dem 1. November ihre Produktion reduzierte. «Dieses extreme Auf und Ab des Ölpreises ist sicher mit den Investitionen der Finanzakteure in Erdöl-Futures zu erklären, jedoch haben diese Anleger die Trends verstärkt, aber nicht geschaffen», erklärt Rolf Hartl, Geschäftsführer Erdöl-Vereinigung Schweiz.

Produzenten sichern sich ab

Bei so tiefen Preisen werden selbst die Erdölproduzenten vorsichtig. So wurden gestern Optionen, mit einem Ausübungspreis von 30 Dollar, befristet auf den Februar 2009, stark gehandelt. Dabei handelt es sich eigentlich um eine Preisversicherung: Wenn der Preis im Februar unter 30 Dollar liegen würde, hätten Produzenten eine Garantie das Öl für mindestens 30 Dollar pro Barrel zu verkaufen – respektive der Versicherer müsste die Differenz zum Kurs ausgleichen. «Es ist sehr spannend, über einen Preis von 30 Dollar nachzudenken. Aber es ist doch eher unwahrscheinlich, dass wir das erreichen werden» sagt Tim Evans, Rohstoffanalyst bei Citi Futures Perspectives gegenüber «Financial Times Deutschland».

OPEC unter Druck

Solche Absicherungsgeschäfte zeigen, dass Produzenten ausserhalb der OPEC, welche 40 Prozent des Ölmarktes kontrollieren, jenen nicht richtig trauen. «Die OPEC tat sich in der Vergangenheit schwer das Produktionsvolumen zu verringern, wenn sich der Erdölpreis in einer Baisse befanden. Das liegt daran, dass die OPEC aus mehreren Ländern besteht. In Krisenzeiten schaut jeder für sich. Darum weigern sich auch einige OPEC Länder ihren Ausstoss zu verringern», erläutert Hartl. Das Kartell wird vermutlich die Fördermenge bald noch weiter verringern. Das nächste offizielle Treffen war eigentlich für Mitte Dezember geplant, jedoch sei es laut «Financial Times Deutschland» auf den 29. November vorgezogen worden. «Diese terminliche Verschiebung zeigt, dass die Öl-Förderländer allmählich ihre Schmerzgrenze erreichen», deutet Hartl.

(scc/zac)

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