Darum sind wir im Job so gestresst

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Psychische BelastungDarum sind wir im Job so gestresst

Ob fordernder Chef oder permanente Mail-Flut – Gründe für Stress im Job gibt es viele. 20 Minuten nennt die wichtigsten.

Dominic Benz
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Dominic Benz
Die krankheitsbedingten Absenzen von Schweizer Angestellten haben um 20 Prozent zugenommen.
Besonders stark angestiegen sind die Ausfälle wegen psychischer Erkrankungen: In diesem Bereich beträgt das Plus 35 Prozent.
Das zeigt eine Erhebung der Swica. Für die Krankenversicherung ist diese Entwicklung besorgniserregend.
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Die krankheitsbedingten Absenzen von Schweizer Angestellten haben um 20 Prozent zugenommen.

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Depressionen und Burn-outs sind im Büro auf dem Vormarsch. Innerhalb von fünf Jahren sind die Arbeits-Absenzen aufgrund psychischer Erkrankungen um über ein Drittel gestiegen. Doch warum stehen die Angestellten so unter Strom? 20 Minuten hat die grössten Stress-Auslöser im Büro aufgelistet:

• Unterbrechungen

Eines der grössten Übel sind Unterbrechungen. Sie stören den Arbeitsfluss und sorgen dafür, dass die Arbeit auf dem Tisch liegen bleibt. So können permanente Telefonanrufe, die ständige Mail-Flut oder auch ein Schwatz zwischen Kollegen stressen. «Im Grossraumbüro ohne Arbeitszonen gibt es kaum Möglichkeiten, um sich mal zurückzuziehen», sagt Arbeitspsychologe Hartmut Schulze von der Fachhochschule Nordwestschweiz. Das Homeoffice könne dabei als Stress-Puffer dienen. «Zurück im Büro ist man dann wieder besser gewappnet gegen Ablenkungen», so Schulze.

• Stressender Vorgesetzter

Chefs verlangen viel und machen Druck. Dabei könnten sie stressmindernd wirken. «Der Vorgesetzte hat eine sehr zentrale Funktion in der Gestaltung der Arbeit,» sagt Georg Bauer von der Universität Zürich. Er sei Vermittler zwischen Unternehmen und den individuellen Kompetenzen der Angestellten. Unrealistische Ziele, fehlende Unterstützung oder geringe Wertschätzung sorgten für eine hohe Belastung. «Vor allem Kontrollfreaks können stressen», so Bauer.

• Flexibles Arbeiten

Keine feste Arbeitszeit, kein fixer Büroplatz – für viele klingt das verlockend. Doch es hat auch Nachteile. «Die Flexibilisierung von Ort und Zeit stellt hohe Anforderungen an die Arbeitsgestaltung», sagt Georg Bauer. So müsse man immer überlegen, ob man jetzt im Zug, zu Hause oder im Büro arbeiten möchte. Die Angestellten müssten daher dauernd Entscheidungen treffen. «Je mehr Freiheiten man hat, desto komplizierter kann das Arbeiten werden», so Bauer.

• Monotone Tätigkeiten

Auch Langeweile kann Stress verursachen. Wer über lange Zeit und immer das Gleiche tut, ist Boreout-gefährdet. Zwar sehe die Arbeit von aussen einfach und anspruchslos aus, sagt Arbeitspsychologe Silvan Winkler. «Doch monotone Tätigkeiten sind eine grosse Belastung.» Die Arbeitstage würden dann kaum mehr enden wollen, so Winkler.

• Zeitdruck

Für die Erledigung der Arbeit steht kaum mehr Zeit zur Verfügung. Schuld ist nicht zuletzt der Computer. «Durch neue Technologien nimmt die Arbeitsmenge und die Geschwindigkeit immer mehr zu. Bei den Mails etwa wird erwartet, dass sie sofort beantwortet werden», sagt Bauer. Die Arbeitsabläufe werden durch den Computer sehr schnell getaktet. So bringe die Digitalisierung permanent neue Herausforderungen.

• Smartphone

SMS, Newsmeldungen oder Anrufe – wer sein Handy im Büro immer griffbereit hat, tappt zwangsläufig in die Stress-Falle: Die Konzentration ist gestört, die Arbeit bleibt liegen, der Zeitdruck wird grösser. Ebenfalls führt das Smartphone zu einer dauernden Erreichbarkeit. So ruft der Chef am Feierabend nochmals an, und der Kunde will in der Mittagspause den Vertrag durchgehen.

• Eigenverantwortung

In vielen Jobs hat der Chef nur indirekt das Sagen. Kontrolle übernehmen Zielvereinbarungen und Resultate. Der Angestellte arbeitet wie ein Selbständiger. Gearbeitet wird dann überall und zu unterschiedlichen Tageszeiten. Dadurch verschwimmen die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit. «Um abschalten und sich abgrenzen zu können, braucht es Selbstmanagement-Kompetenzen», so Hartmut Schulze.

• Falsche Emotionen

Angestellte am Bankschalter oder in der Pflege müssen immer freundlich und zuvorkommend sein. Auf die Dauer kann das zermürbend sein. «Vor allem dann, wenn man Emotionen vorgeben muss, die man gar nicht hat», sagt Silvan Winkler.

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