Stromkonzern Alpiq im Gegenwind

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EnergiebrancheStromkonzern Alpiq im Gegenwind

Die neue Chefin von Alpiq, Jasmin Staiblin, wird es nicht einfach haben, wenn sie anfang 2013 ihren Job antritt. Der Stromkonzern schrieb nämlich im ersten Halbjahr 2012 rote Zahlen.

Alpiq mit weniger Umsatz.

Alpiq mit weniger Umsatz.

Dem Stromkonzern Alpiq bläst weiterhin starker Gegenwind entgegen. Die Umwälzungen in der Energiebranche und die Schuldenkrise in Europa haben dem Unternehmen einen Halbjahresverlust von 36 Mio. Fr. eingebrockt. In der Vorjahresperiode hatte Alpiq noch einen Gewinn von 155 Mio. Fr. ausgewiesen.

Der Betriebsgewinn (EBIT) halbierte sich beinahe auf 141 Mio. Franken. Schuld am Einbruch seien Sonderfaktoren, teilte Alpiq am Freitag in einem Communiqué mit.

So hatte der rumänische Energieerzeuger Hidroelectrica überraschend die Lieferverträge an die dortigen Alpiq- Tochtergesellschaften gekündigt, nachdem das staatlich kontrollierte Kraftwerksunternehmen in die Pleite geschickt worden war. Dies allein bescherte Alpiq einen Abschreiber von 87 Mio. Franken.

Mit den Konkurs hat sich der staaliche rumänische Stromerzeuger seiner langfristigen Lieferverträge entledigt, die für Alpiq günstig waren. Der Schweizer Konzern muss jetzt teureren Ersatzstrom anderswoher beschaffen, hauptsächlich am Spotmarkt, wie Sprecher Andreas Meier auf Anfrage sagte.

Auf Grund der veränderten Umstände stehe das Geschäft in Rumänien auf dem Prüfstand. Bisher hatte Alpiq im Karpatenland einen Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (Ebitda) von rund 20 Mio. Fr. pro Jahr erzielt.

Verluste in Italien

Rückschläge musste der Konzern auch in Italien hinnehmen. Dort stellt Alpiq seine Stromlieferungen an kleine und mittlere Unternehmen ein. Der Rückzug verursacht ein Loch von 38 Mio. Fr. in der Konzernrechnung. Zudem erlitt Alpiq einen Kursverlust von 48 Mio. Fr. auf der Beteiligung am italienischen Energieversorger A2A.

Insgesamt summieren sich die Sonderfaktoren auf 173 Mio. Franken. Das ist etwa fünf Mal mehr als im Vorjahressemester, als Alpiq sich wegen des politisch verordneten Atomausstiegs 35 Mio. Fr. ans Bein streichen musste.

Ohne diese speziellen Einflüsse hätte der Stromkonzern im ersten Halbjahr 2012 einen Gewinn von 126 Mio. Fr. erzielt. Das ist beinahe ein Drittel weniger als im Vorjahr. Der Betriebsgewinn (EBIT) sank ohne Einrechnung dieser Einflüsse um 14,5 Prozent auf 266 Mio. Franken. Der Umsatz verkleinerte sich um 4,3 Prozent auf 6,5 Mrd. Franken.

Der Rückgang sei zu erwarten gewesen, schreibt Alpiq. Neben den veränderten Rahmenbedingungen im Schweizer Energiesektor machte auch die Schuldenkrise und das Auslaufen eines günstigen Langfristvertrages dem Konzern zu schaffen. Als Folge der schlechten Wirtschaftslage ging in vielen europäischen Staaten der Stromverbrauch zurück, und die Strompreise gerieten unter Druck.

Notbremse gezogen

Um die Talfahrt zu bremsen, beschloss Alpiq im vergangenen November eine Restrukturierung und die Streichung von insgesamt 450 Stellen. In der Schweiz ist der Abbau von 170 Arbeitsplätzen bereits abgeschlossen. Die angestrebte Senkung der jährlichen Kosten um 100 Mio. Fr. solle spätestens bis Ende 2013 erreicht werden, hiess es.

Zudem steigt Alpiq aus einer Reihe von Geschäften und Beteiligungen im In- und Ausland aus. So will das Unternehmen die Beteiligung am Walliser Pumpspeicherkraftwerk Nant de Drance und den Anteil an einem Gas-Kombikraftwerk veräussern.

Eine halbe Mrd. Fr. bringt der Verkauf der Beteiligung an Edipower und des Geschäftsfelds Energieversorgungstechnik. Im internationalen Geschäft hat Alpiq überdies die Vertriebsaktivitäten reduziert, das finnische Unternehmen Energiakolmio verkauft sowie per Ende Jahr den Ausstieg aus dem Vertrieb in Spanien beschlossen. Der Betrieb des Kraftwerks Spreetal in Deutschland wird ebenfalls per Ende Jahr eingestellt.

Ab dann wird auch die jetzige ABB Schweiz-Chefin Jasmin Staiblin die Geschäftsführung des unter Druck geratenen Stromkonzerns übernehmen. Zudem ernannte der Energiekonzern mit Patrick Mariller einen neuen Finanzchef. Der 45-Jährige war bis anhin stellvertretender Finanzchef von Alpiq.

(sda)

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